8. Spieltag: Serie der 96er gerissen
Pünktlich am Nachmittag nach der Umstellung auf Winterzeit traf man sich auf dem Sportplatz in der Essener Straße zum 8. Spieltag der ersten Kreisklasse. Kontrahieren sollte sich dieses mal die Fortuna mit der Spielvereinigung aus dem FC Erfurt Nord, zweite Mannschaft und Harz IV Erfurt. Oder, genauer gesagt. Der bis dato ungeschlagene Tabellenführer und der bis dahin eher durchwachsen in die Saison gestartete Tabellenelfte.
Mit etwas Verspätung pfiff Schiedsrichter Fitzner um 14:45 die Partie an. Es war Fußballzeit. Fortuna in Blau legte mit dem Anstoß gegen den rot weiß gestreiften Gegner los.
Zunächst entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor, das des Gastgebers. Meier kommt gleich in der vierten Minute zu einer Chance, als er erkennt, dass Schubert zu weit vor seinem Kasten steht. Leider ging der Ball auch fast ebenso weit daneben.
Hernach konnte Koch seine Qualitäten als Alter zwischen den Pfosten beweisen, als er sich und seine zwei Meter in den Schuss eines Harzers wirft. Gerade noch so gut gegangen.
Aber die Fortuna wäre nicht die Fortuna, wenn es kurz darauf nicht Grund zum Jubeln gegeben hätte. Ein schneller Angriff, Ball kommt in den Strafraum gesegelt, Schatz und Haage probieren es mal, treffen aber statt des Tores nur die Brust von Bednarzyk, der das Spielgerät mit selbiger über die eigene Linie drückt. Auf selbiger waren jetzt auch die 96er. Man führte 1:0. Jubel, Trubel Heiterkeit. Leider der letzte Anlass dazu. Aber ich greife vor.
Über das, was dann geschah, würde ich am liebsten den Mantel des Schweigens werfen. Plötzlich lief nichts mehr bei den Blauen. Wo früher noch schnelles Kombinationsspiel gepaart mit Spielwitz und Schnelligkeit herrschte, war plötzlich nur noch Verunsicherung, Ungenauigkeit und Langsamkeit. Und das gegen einen Gegner, der selbst nicht gerade mit vorgenannten Qualitäten gesegnet war.
Fast jeder Angriff verebbte bereits im Mittelfeld, die Abwehr rund um Vitzthum bekam immer mehr zu tun. So war er es, der mit beherztem Körpereinsatz den Ausgleich verhinderte.
Mit viel Gerumpel auf beiden Seiten ging es dann auch in die Halbzeit, aber noch stand die Führung.
Halbzeitfazit: Ob der Umbreit Elf die Stunde Schlaf mehr nicht bekommen ist? Lag es am fehlenden Hund oder der Maus? Waren meine Augen einfach schlecht geworden, so dass ich einfach nicht mehr gut genug sah? Gut, Toptorjäger Schatz war stark angeschlagen, Pintado fehlte ganz und gar, aber dennoch darf man doch gegen eine Mannschaft mit stark limitierten Fähigkeiten nicht solchen Fußball spielen. Ratlosigkeit machte sich breit, wenn auch nicht Radlosigkeit, ein Anhänger der Nordler war mit dem Radl da.
Und es sollte noch schlimmer werden. Die Rot Weißen merkten wohl, dass hier etwas geht und trauten sich nun selbst mal über die Mittellinie hinaus. Kurz vorher hatte Fitzner das Spiel regelgerecht wieder angepfiffen.
Man kann diese zweite Halbzeit auch mit „denn sie schwammen, denn sie schwammen“ überschreiben. Als böses Omen erschien plötzlich ein Schwarm Raben über dem Feld.
So konnte Lukesch in der 56 noch auf der Linie klären, aber nur zwei Minuten später war es Kim Kevin Kühn, dessen Kopf vom Ball nach einer Ecke von rechts getroffen wurde und der von dort ins Netz sprang. Ausgleich. 1:1 und die Geier, nein die Raben kreisten weiter. Die Blicke der Fortuna Fans wandte sich nun immer wieder gen Himmel. Aber statt des erhofften Fußballgottes erschauten sie dort nur zwei Ballons, die im Abendwind vor sich hin fuhren. Das war es dann auch schon an Hochlichtern, die es zu erblicken galt.
Schatz versuchte es noch mit einigen schnellen Vorstößen, konnte sich aber augenscheinlich kaum noch auf den Beinen halten und so fehlte ihm das notwendige Zielwasser.
Dann kam die 76. Minute und wieder zieht Kühn einfach mal an der rechten Strafraumgrenze ab, der Ball ist lange in der Luft, wird leider nicht von den Raben abgelenkt und senkt sich ins linke obere Eck des Kochkastens. Wenn man schon kein Glück hat, sollte nicht auch noch Pech dazu kommen. 2:1 Führung für Harz IV Nord II.
Nach dieser ungewohnten Situation lief nicht mehr viel bei den 96ern zusammen. Also, nicht dass vorher viel zusammen lief, aber es war schon fast erbarmungswürdig. Klein bettelte wieder und wieder um den Ball, den er nicht bekam, Meier bäumte sich wenigstens noch einmal auf und brachte etwas Zug ins Spiel. Aber irgendwie hatten heute alle Fortunen einen gebrauchten Tag erwischt. Das, oder sie hatten zu lange geschlafen. Ein ums andere mal rannten sie sich einfach nur fest und brachten nichts auf den Rasen.
Die Gelb Rote Karte für Haage war nur ein weiteres Tieflicht an diesem Tag. Der Rest ist tatsächlich Schweigen. Nun ja, ein Pfiff gab es noch. Den Abpfiff.
Fazit: Es muss einfach an der Zeitumstellung und dem Jet Lag gelegen haben. Anders kann ich mir dieses Spiel nicht erklären. Aber wie heißt es doch in einem Märchen? Heute spinn ich, morgen backe ich und übermorgen hole ich mir wieder den Sieg. Vielleicht kam diese Niederlage ja genau zur rechten Zeit. Mund abwischen, Töppen schnüren, weiter machen. Ihr könnt es. Verliert nicht den Glauben.
Tore: 0:1 Bednarzyk (7./ET), 1:1 Kühn (58.), 1:2 Kühn (76.)
Aufstellung: Koch – Plotzki, Steinborn (MK; 12./Lukesch), Vitzthum – Jülich, Weiland, Mühlberger – Meier, Klein – Schatz, Haage