9. Spieltag: Nach Derbysieg wieder in der Spur
Man ist nicht so oft Gast auf dem heimischen Platz. Deshalb muss es den Spielern von Salomonsborn wohl komisch vorgekommen sein, ein Auswärtsspiel auf dem gewohnten Heimrasen auszutragen. Der Aufsteiger des Vorjahres traf im Stadion vor dem Dorfe auf die, trotz Vorwochenniederlage in der Tabelle immer noch führenden 96 er. Wohl aus Angst, dass dieses Derby ein umstrittenes wird und weil sogar der DFB davor warnte, dass es immer mehr gewaltbereite Rentner in die Kreisklasse zieht, hatte man 25 Jahre nach dem Mauerfall die Bänke von Herrn Heim und Frau Gast zur Vorsicht einzementiert um so zu verhindern, dass eben jene Rentenempfänger diese zu Wurfgeschossen machen konnten. Wer kennt sie nicht, die tagsüber Fußball schauenden und nachts marodierend durch das Dorf ziehenden Rentnerbanden. Auf jeden Fall konstatierten die anwesenden Fans wohlwollend diesen ersten und unwiderruflich festgemauerten Schritt zur neuen Multifunktionsarena in Erfurt.
Kommen wir nun wie immer zur Bestandsaufnahme. Eigentlich war alles in ausreichender Anzahl vorhanden, eines jedoch in zu großer Zahl. Linien. Scheinbar fand vorher ein Kleinfeldspiel statt und so waren auf dem Rasen schon vor Anpfiff einiges los. Als ob sie die Fortuna an alte Stärken gemahnten, und wieder zurück zur alten Linie führen sollten, befanden sich derer gleich verwirrend viele auf dem Rasen. Das, oder das Kind eines Riesen hatte sich vorher mit seinen Kreidestiften ausgetobt. Man wird es wohl nie erfahren. Auch das Gerücht, Außerirdische wären in der Nacht zu Gast gewesen und hätten mangels Korn Kreidekreise gezeichnet, kursierte kurz, konnte aber auf Grund der Linearität der Linien schnell widerlegt werden. Aber die wichtigsten Linien, die zur Begrenzung von Arnds Coachingzone waren jedenfalls klar und deutlich zu erkennen. Es konnte los gehen und so pfiff Schiedsrichter Stiem etwas überpünktlich an. Fußballzeit und dieses mal sogar Derbyzeit.
Salome hatte in gelb gekleidet Anstoß gegen die wie immer in Blau spielenden 96er. Als würden sie immer noch Halloween feiern geisterten die Blauen auch gleich in und durch des Gegners Strafraum. So verpasste Hahns Kopf nur knapp einen Freistoß aus rechter Position. (Die, vermutlich, neue Regierung Thüringens will diese übrigens per Dekret verbieten. Ab 2015 sollen nur noch Freistöße von links erlaubt sein. Auch wird ab dann nur noch der Einsatz von Rot/Rot/Grün gestreiftem Freistoßsspray gestattet. Die Technik ist so ähnlich wie in Zahnpastatuben und wurde extra für Thüringen entwickelt).
Aber auch die Salomonsborner versteckten sich nicht und so fand das Lederige nach Abstoß von Olaschin seinen Weg durch das Mittelfeld und vor das Tor von Natt. Dieser war aber hellwach und rettete das 0:0. Aufatmen.
Nun mag ja die Einführung der Torlinientechnik immer noch umstritten sein und auch das Freistoßspray hat seinen Einzug in die Kreisklasse noch nicht gefeiert, aber die 6. Minute sollte beweisen, dass erstere unbedingt notwendig ist. Gegeister im Strafraum der Salomonsborner, ein Schuss, ein Tor. Der Ball war mindestens genauso weit hinter der Linie wie damals in Wembley oder nicht ganz so damals beim Spiel der Bundesjögis gegen England. Aber sei es drum, Stiem zeigte zunächst Tor und Anstoß an. Danach unterhielt er sich wohl mit seinen imaginären Linienrichtern und entschied sich um und auf Strafstoß für die Fortuna, nachdem vor dem Tor und im Strafraum da Heinemann regelwidrig von den Beinen geholt wurde. Diese Chance lässt sich ein Christian Meier natürlich nicht entgehen und so drischt er den Ball in die Maschen. Mister Torjubel hatte getroffen und waltete seines Amtes. Jubel, Trubel, Heiterkeit auch auf den Tribünen.
Ich muss bei Gelegenheit wohl doch mal früher als alle anderen auf dem Platz sein, damit ich noch vor dem Spiel zusätzliche Linien auf malen kann. Denn plötzlich hatte das Umbreit Team seine Linie wieder gefunden. Kein Wunder, es lagen ja auch genug davon rum. Und so machten sie da weiter, wo sie aufgehört hatten. Vor dem Strafraum des Gegners. So steckt Alcala Pintado nur kurz darauf zu Mühlberger durch, aber Oaschin ist einen schritt zu schnell und so eher am Spielgerät als Mühlberger.
Als hätte er nun Torluft gerochen machte er es in der 12. Minute besser. Aus, ab 2015, verbotener Position zieht er einfach mal aus gut und gerne 15,58 Metern ab und… Trifft diesmal! 2:0 nach 12 Minuten! Aus SG Sicht wäre nur ein 0:12 nach 2 Minuten schlimmer. Aber hier spielte Salomonsborn und nicht die zweite Mannschaft der Fortuna. (Sorry, ist nicht böse gemeint. Ihr spielt wunderbaren Fußball. Ehrlich. Und auf jeden Fall besser als ich, der keine fünf Minuten durchhalten würde. Aber DEN musste ich machen, der war wie Meiers 11 Meter…)
Nun war die Fortuna wieder hungrig und erspielte sich Chance um Chance. Vitzhum versuchte es kurz danach aus der Mühlberger Position, und schießt nach einer von Hahn gut eingeleiteten Kombination nur knapp aus 25 Metern neben das Tor.
Salomonsborn versteckte sich aber keineswegs. So verschätzt sich Alcala Pintado das wohl erste mal in seiner Fußballer Karriere und haut über den Ball und plötzlich steht nicht nur der Weihnachtsmann vor der Tür sondern auch ein Gelber vor Natt. Dieser hält aber die Null und den Ball fest.
Jedoch braucht sich Alcala Pintado dessen nicht zu schämen. Dass selbst Arnd Umbreit seine Schwächen hat, bewies die 35. Minute. Er zeigte einen Anflug von Farbenblindheit gepaart mit Vergesslichkeit, als er einen Einwurf Gelb statt Blau zusprach. Der Schiedsrichter hatte zum Glück mehr Übersicht. Schon vorher war er arg Rot gefährdet, da Stiem die ungewohnte Lautstärke wohl nicht vertrug.
Nun drohte das Derby echt zu einem Spiel mit drei Halbzeiten zu werden. Ton und Umgang wurden ruppiger. Wohl auch, weil der Unparteiische nicht immer Herr der Ringe, wohl aber der Karten war. So zeigte er nach Foul an Weiland Weiland die gelbe Karte. Vermutlich wegen irgendwas. Aber sei es drum, zumindest fand er seine Pfeife und nutzte sie auch gleich zum Halbzeitpfiff, der, anders als der Anpfiff, ein inkonsequenter Abpfiff ist.
Halbzeitazit: Es ging rund im Eckigen. Dafür aber nicht in die Kabinen. Beide Mannschaften zogen es vor, die Novembersonne neben dem Platz zu genießen.
Weiter ging es, nach der ersten kam die zweite Halbzeit, welche nicht nur Spannung versprach, sondern auch solche zu bieten hatte.
Nach nur zwei Minuten segelte ein Weiland Strafstoß nur knapp neben das Tor. In der 50. verstehen sich Natt und Lukesch falsch und rennen zum Ball, aber daran vorbei, zum Glück konnte aber der herbei geeilte Salomonsborner diese Situation nicht verwerten. In der 52. Minute versuchte sich Meier einmal daran, seinen Torjubel nicht nur nach, sondern auch mal vor einem Tor zu zeigen. Aber er vertanzt den Ball ebenso wie er ihn vertändelt.
Dann kam etwas, was man im Fußball selten sieht. Eine so genannte 400 prozentige. Schnelle Kombination. Lukesch schießt, Pintado versucht es, Meier im Nachsetzen, Weiland versucht es aus zentraler Position. Das Tor jedoch dachte sich, was die Bänke können, kann ich schon lange, und blieb vermauert. Wenn ich noch welche in ausreichender Zahl davon hätte, hätte ich mir wohl die Haare aus gerauft.
Nur Sekunden später bewies Lukesch Sprinterqualitäten. Eben noch vor des Gegners, nun vor dem eigenen Tor verhinderte er eine Chance zum Anschlusstreffer. Aber die Abwehr um Klein und Vitzthum stand, Weiland räumte fair und im Stile eines Klassekellners ab, was abzuräumen war.
Aber dann kam die 74. Minute. Wie sang einst schon Madonna in ganz schlechtem Spanisch? It is time for fiesta. Das dachte sich wohl auch Alcala Pintado als er einen von Mühlberger herein gebrachten Freistoß, dieses mal aus regierungskonformer Postition, mit Geschick und Köpfchen zum 3:0 in die Maschen lenkte. Dem Derbysieg und einer anschließenden Siesta stand nun nichts mehr im Weg.
Dass Focke kurz darauf Klein auf den Zahn fühlte und Natt noch einmal Hals, Kragen und Kopf riskieren musste, um einen stürmenden Stürmer von der Vollendung seiner Aufgaben abzuhalten, konnte die Umbreit Eleven dieses mal nicht verunsichern.
Stattdessen bedient in der 81. Minute Klein erst den eingewechselten Faust, dieser dann Alcala Pintado, welcher von allen guten Geistern verlassen flach und trocken das 4:0 markierte. Die Schlussschusschance sollte Heinemann bekommen, aber ein 5:0 wäre wohl nicht im Geiste dieses Spiels gewesen. (Bericht: Martin Wilde)
Fazit: Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Fortuna ist Tabellenführer! Und nicht nur das! Nein auch Derbysieger! Prägt euch diese Linie gut ein! Das war Fußball. Aber wie sagt schon eine alte Fußballweisheit? Nach dem Spiel ist vor dem Dorfe und der nächste Gegner kommt bestimmt!
Tore: 1:0 Meier (6./FSS), 2:0 Mühlberger (12.), 3:0 Alcala-Pintado (74.), 4:0 Alcala-Pintado (81.)
Aufstellung: Natt – Lukesch, Alcala-Pintado, Vitzthum – Klein – Jülich (73./S. Eckardt), Weiland (79./Faust), Meier, Mühlberger – Hahn (58./Plotzki), Heinemann