7. Spieltag: Verfrühte Ostergeschenke
Zum Märzanfang traf man sich an ganz alter Wirkungsstätte der Fortunen zum 7. Spieltag der ersten Kreisklasse. Jetzt fragt sich sicher der ein oder andere, welcher nicht nur des Lesens, sondern auch des Rechnens mächtig ist, 7. Spieltag? So lange hat es gedauert, bis dieses Spiel nachgeholt werden konnte. Deshalb spricht man auch von einem Nachholspiel, welches gleichzeitig ein Punktspiel war.
In der Vergangenheit waren diese Spiele oft vom Kampf geprägt, weniger von feiner Klinge. Apropos Klinge. Pünktlich 14:03 klang der Anpfiff von Schiedsrichter Meier er. Es konnte los gehen. Zum Glück für die Zuseher war heute noch nicht einmal Alkohol notwendig, um doppelt zu sehen. Gleich zwei Fortunas hofften auf Fortune.
Die Fortuna in Grün und Weiß hatte Anstoß und führten selbigen auch aus. Auf schwerem Platz (ich habe ihn gewogen. Es waren mehrere Tonnen) tat sich das, was man Spielfluss nennt zunächst schwer, aufzukommen. Nicht nur der Ball, sondern auch das Spiel holperte so vor sich hin. Ein Grün-Weißer tauchte dennoch in der fünften Minute vor Natt auf. Dieser mimt jedoch den vorstoppenden Neuer und schlägt den Ball weg. Durch atmen.
Das sollte es auch an offensivem Feuerwerk von Frienstedt für lange Zeit gewesen sein. Man verlegte sich darauf tief zu stehen, manche standen sogar 50 cm unter dem Rasen. In der siebten Spielminute bekamen die 96er einen Freistoß zugesprochen, den Mühlberger geschickt an den Pfosten schickte. Und das sollte nicht der letzte Höhepunkt dieser höhepunktlosen Partie bleiben.
So wird Schatz in der 15. Minute elfmeterwürdig gefoult, Meier lässt die Pfeife aber schweigen. Kurz darauf ist Weiland auf und davon, scheitert aber am Schlussmann der Frienstedter. Man muss aber sagen, dass der sagenhaft druckvolle, feine One-touch-football der Mannen um Trainer Umbreit, bisher noch nicht zu sehen war. Wie sagte der Philosoph Pep? Haben den Ball, passen den Ball.
Doch dann machten es die Blauen (nein, nicht die Zuseher, diese waren nur in selber Farbe angelaufen) mal schnell und Heß nutzte eine Flanke von Weiland zu seinem 1:0-Debüttreffer beim Startelfdebüt. So gesehen und bejubelt in der 32. Minute. Damit sollte es auch in die Halbzeit und die Kabinen, oder hier in die Baracke, gehen.
Halbzeitfazit: Verdiente Führung ohne Jubelfußball und ohne den Zauber, den die Fortunen sonst verbreiten.
Die Mannschaften kamen unverändert aus der Baracke und nach erneutem Pfiff Meiers konnte es weiter gehen. Und wie es weiter ging.
In der 46. tankt sich Heß zur Grundlinie durch, flankt, trifft Meier am Fuß von selbigem das Spielgerät auf das Tor zu fliegt. Die Latte kann zunächst noch abwehren, aber gegen den Nachsetzkopfball von Schatz ist sie dann ohne Chance. 2:0. So konnte es weiter gehen. Ging es auch. Jedoch nur zehn Minuten. In denen lief der Ball, der Gegner wahlweise hinterher oder weg. Das sah nach Fußball aus. Dennoch kamen keine zwingenden Chancen mehr in den Verwertungshof. Daran änderte auch die 70. Minute nichts, als sich Schatz mal als Flankengeber versuchte. Man muss aber auch sagen, dass das Lederige nur nach einem Abschlag Heimanns in die 96er Hälfte kam.
Was nun kam, haben die zu diesem Zeitpunkt kaum stattfindenden und bis dahin völlig ungefährlichen Frienstedter wohl bis heute nicht begriffen. Der Ball kullert, gefühlt 22 96er schauen interessiert zu, an Freund und Feind vorbei. Natt ahnt noch das drohende Unheil, eilt dem Ball entgegen. Irgendwie, irgendwo, irgendwann hat Schwarzkopf noch die Schuhspitze zwischen Ball und Rasen. Wohl eher unabsichtlich überlupft er Natt und es steht in der 83. Minute nur noch 2:1.
Aber es sollte nicht das letzte Geschenk der Umbreit-Elf bleiben. Als selbst der Gegner nicht mehr an Zählbares dachte, entwickelte der Ball wiederum ein Eigenleben, die Hintermannschaft der Umbreit Elf erstarrte in Ehrfurcht und Reif drischt den Ball derart ins Tor, dass er ganz langsam über die falsche Linie hoppelt. Ausgleich 60 Sekunden vor Abpfiff.
Fazit: Geschenke sind ja grundsätzlich eine gute Sache. Vor allem, wenn man sie bekommt. Wenn man sie jedoch verteilt, muss man sich nicht wundern, wenn man am Ende zwar mit der Tabellenführung, jedoch mit nur einem Punkt dasteht. Das der Ball, nicht aber die Tabellenspitze, ein Selbstläufer ist, sollte als Lehre aus diesem Spiel gezogen werden. (Bericht: Martin Wilde)
Tore: 1:0 Heß (32.), 2:0 Schatz (48.), 2:1 Scharzkopf (83.), 2:2 Reif (89.)
Aufstellung: Natt – Lukesch, Steinborn (MK), Jülich – Klein – Mühlberger, Heinemann, Weiland, Meier – Schatz, Heß (72./Hahn)