22. Spieltag: Derbyniederlage
Die Zeit der Entscheidungen rückt näher. Einiges, wie die deutschen Meisterschaften 2015, 2016 und 2017 sind bereits entschieden. Anderes, wie der DFB Pokalsieg, die mongolische Meisterschaft, die Champions League, die Europameisterschaft 2016 und der Aufstieg in die Kreisklasse Erfurt/Sömmerda noch nicht. Deshalb traf man sich zum 22. Spieltag der 1. Kreisklasse an gemeinsamer Spielstätte zum Derby Salome vs Fortuna Erfurt. Vom Papier her eine klare Angelegenheit, der Start Ziel (Sieger?) Erste traf auf den Tabellenletzten.
Überaus zahlreiche Zuseher versammelten sich, um einem echten Derby auf gemeinsam genutzen Zweitplatz beizuwohnen. Schiedsrichter Georg Machelett pfiff und das Spiel konnte beginnen, das uns vom Drama einer Kultur berichtet. Fußballzeit.
Ich habe mir hernach extra ein Fußballlexikon, die Fußballbibel, Waldemar Hartmanns Buch, in dem steht, dass Deutschland nie Weltmeister in Deutschland geworden ist ebenso wie die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest, die Autobiographie von Lothar Matthäus (komischerweise das kürzeste dieser Bücher), das BGB, die Strafprozessordung und Oliver Kahns „Wie beiße ich mich durch den Strafraum“ gekauft, um zu erkennen, warum sowohl der Pokal als auch Derbys eigene Gesetze haben. Kein Buch konnte wirklich Aufschluss geben. Aber ich greife vor.
Zunächst begann alles noch ganz normal mit dem Anstoß. Es entwickelte sich ein munteres Spiel zwischen den Strafräumen, da der Erbauer dieser Sportstätte zwischen beiden dankenswerterweise genug Platz gelassen hatte. So versucht es Meier über rechts mit Pass auf Schatz und scheitert. Auch kurze Zeit später, als er es alleine versucht, will der Ball einfach nicht über des Gegners Linie hoppeln.
Zur großen Überraschung zeigte sich Salomonsborn jedoch nicht im Stile eines potentiellen Absteigers, sondern spielte munter und mutig mit. Das schien auch die Mannen um Trainer Arnd Umbreit zu verwirren und sie gerieten ab der 15. Minute mehr und mehr unter Druck gegen einen druckvoll spielenden Gegner.
Als hätten sie die Hosen voll, liefen die Mannen in Blau Gegner und Ball hinterher und ließen sich immer mehr vom robusten, aber dennoch fairen Spiel der Salomonsborner einschüchtern. So schießt Katke in der 18. Minute noch daneben und Natt kann nach Ballverlust am eigenen Strafraum noch klärend eingreifen, aber die Abwehr um Routinier Steinborn bekam immer mehr zu tun.
Die wohl größte Chance bekommt Salome nach einer Ecke, als Klein das Lederige Rund noch vor der Linie des Eckigen abwehren kann. Dem Fortuna zu geneigten Publikum wurde Angst, ja, sie wurden gar bang und bänger.
Für ein wenig Entlastung konnten noch Meier, Vitzthum und Schatz sorgen, aber an der Gesamtsituation änderte sich nichts. Mit selbiger war auch der Trainer unzufrieden und wurde immer – ruhiger. Wer Umbreit kennt, der weiss, was das bedeutet.
Als Fortunenfan sehnte man den Halbzeitpfiff herbei. Dieser kam auch, jedoch geschah vorher Folgendes: Langer Ball nach vorne, Glaubitz kommt an den Ball, Natt macht den Neuer, doch zu spät, der Ball zappelt im Netz. 1:0 in der 45. Minute. Man sah Machalett an, dass er Einsicht mit der Fortuna hatte und so pfiff er das Spiel gar nicht erst wieder an, sondern gleich zur Pause.
Halbzeitfazit: Absolut verdiente Führung für die Gastgeber, die mit viel Willen und bis unter die Haarspitzen motiviert einen Kampf ablieferten, der einem Glauben machen konnte, hier spielte der erste gegen den Zweiten. Respekt an dieser Stelle an den Gegner (mal von einigen, wie soll ich sagen, vorsichtig ausgedrückt, niveaulosen Zwischenrufen der Zuseher abgesehen. Aber dafür kann die Mannschaft ja nichts.) Vielleicht wäre es an der Zeit gewesen, das Spiel und die Mannen in Blau umzustellen.
In Waldemar Hartmanns Buch steht auch, dass ein Spiel aus zwei Hälften besteht, einem aufgemachten Ü-Ei nicht unähnlich und dass eine Hälfte je 45 Minuten hat. Dieselbe Zeit hatten die Fortunen also noch Zeit, eigenen Mut zu fassen, Willen zu tanken und das Spiel zu drehen.
Arnds Ansprache führte wohl zu einem mittleren Erdbeben auf den Antipoden und so legten die 96er druckvoller als in der ersten Halbzeit los. Was allerdings nicht schwierig war, denn meist gerieten sie selbst unter selbigen.
So leitet Klein einen Einwurf groß und zügig auf Mühlberger, aber Olaschin hält, was er vorher versprach. Die Chancen der Mannen in Blau wurden ebenso besser wie Umbreit lauter. Das wurde jedoch vom Schiedsrichter als nicht gut befunden und er nannte Umbreit einen Sportsfreund, was er ja durchaus auch ist.
Der Ball lief nun gefälliger durch die Reihen und man bekam von Außen den Eindruck, dass der Kampf in Hälfte eins der Mannschaft in Rot und Weiß doch Kraft gekostet hatte, da selbige zusehends nachließ. Jülich und Weiland versuchten ihr Glück, hatten aber keine Fortune. Wirklich Zwingendes kam allerdings nicht dabei heraus.
Mitten in dieser Druckphase bekam die Heimmannschaft einen indirekten Freistoß in zentraler Position zugesprochen. Dieser segelt in den Strafraum hinein, Natt versucht noch, den Ball mit den Fäusten zu entschärfen, dieser wird jedoch von einem im Gewühl nicht näher zu identifizierenden Hinterkopf abgelenkt und bogenlampt sich ins falsche Tor. Als Torschütze ging Samland in die Derbyanalen ein. 2:0 in der 62. Minute. Ich sprach einfach mal wie ein Pirat: Arrrrrrg.
Doch noch gab es Hoffnung, denn Schatz bewies einmal mehr seine Qualitäten als Torfabrik. Als hätte er die Nase voll von den missglückten Chancen, nimmt er sein Herz in die Hand und die Leidenschaft ins Bein, mogelt sich an allen vorbei und netzt in der 63. Minute zum Anschlusstreffer ein. 2:1. Jubel, Trubel, Heiterkeit.
Dann ging endlich doch so etwas wie ein Ruck durch die Mannschaft. Sie rannten mit Mann und Maus auf des Gegners Kasten. Quasi im Minutentakt kamen sie zu Chancen, Mühlberger, Hahn und Weiland treffen jedoch das Tor nicht. Dafür Weiland in der 83. Minute noch einmal den Pfosten.
Routinier Steinborn fasste diese Phase des Spieles auf der anschließenden Pressekonferenz so und treffend zusammen: „Wenn du den Ball aus zwei Metern nicht ins Tor bringst, schießt du nie ein Tor.“ So sollte es dann auch kommen. Nach dreiminütiger Nachspielzeit stand es immer noch 2:1 und das Ende war nicht nur in Sicht, sondern auch gekommen.
Fazit: Gegen Willen und Kampf ist es schwer anzukommen. Und beides zeigten die Salomonsborner im Übermaß. Der Sieg ist also durchaus verdient. Aber dennoch darf eine Mannschaft, die gewillt ist aufzusteigen und das Potential die Fähigkeiten dazu hat, sich nicht so präsentieren. Man hatte fast den Eindruck, die alte bekannte Angst vor der eigenen Courage kommt wieder auf. Deshalb Jungs: Einmal Fortuna, immer Fortuna! Mund abwischen, weiter machen. Keine Angst, keine Scheu, auch mal beissen, auch mal treten. Ihr habt es immer noch selbst in der Hand. Ich glaube an euch! Auf geht’s Fortuna kämpfen und siegen! (Bericht: Martin Wilde)
Tore: 1:0 Glaubitz (45.), 2:0 Samland (61.), 2:1 Schatz (63.)
Aufstellung: Natt – Jülich, Steinborn (MK; 64./Faust), Vitzthum – Klein – Hahn, Weiland (74./Göhler), Mühlberger, Heinemann – Meier, Schatz