25. Spieltag: Der Kreis schließt sich – Aufstieg
Man soll im Leben immer zu seinen Wurzeln zurückkommen. Vielleicht deshalb wurde für den Aufstiegsgipfel am 25. und vorletzten Spieltag der Platz erwählt, an dem alles begann. Hier wurde die Fortuna vor knapp 20 Jahren Deutschlands beste Mannschaft von hinten, hier wurden die ersten Misserfolge erzielt und gefeiert. Doch schon damals war zu erkennen, dass hier Großes heranwuchs. S. Koch zum Beispiel war damals nur um die 1 Meter 60 klein. Sollte auf dem Platz, auf dem alles begann, auch alles enden? Oder war die Zeit reif für etwas ganz Neues? Klar war, wer dieses Spiel gewinnt, steigt in die Kreisliga auf. Doch noch waren 90 Minuten zu spielen und viele Kilometer zu rennen. Der Erste, Fortuna, spielte gegen den nur zwei Punkte entfernten Zweiten, Walschlebens Reserve.
Das Maracana mag der Tempel des Fußballs sein. Das Herz und die Seele liegen jedoch in den unteren Ligen und heute war der Rasenplatz am Flughafen das Maracana der Kreisklasse. Nicht ganz 200 000 Zuseher waren in das weite Rund geströmt, auch beide Mannschaften und Schiedsrichter Gerke hatten den Weg gefunden. Assistiert wurde Gerke von Byrenheid und Knoll, die ob der Wichtigkeit dieses Spiels die Linien richteten. Auch konnten sich so beide Mannschaften schon einmal auf die Zukunft einstellen, da Linien eine immer höhere Bedeutung bekommen und daher gerichtet werden müssen, je höher die Liga ist. Es konnte also los gehen, es war Fußballzeit.
90 Minuten bis zum Aufstieg. Walschleben in Rot und Weiß antretend hatte Anstoß und der Gipfel konnte erklommen werden. Und die Fortunen machten gleich klar, wer hier Herr auf dem Platz war. So segelt in der dritten Minute ein Freistoß von Mühlberger nur ganz knapp an Bimböses und Schatz´ Kopf vorbei. Man merkte der Umbreit Elf die sicherlich vorhandene Nervosität nicht an und so erspielen sie sich Chance um Chance.
In der elften Minute kann nur ein gegnerisches Bein Schatz davon abhalten, einzunetzen. Auch Meier, der einfach mal von der Strafraumgrenze abzieht, trifft das Tor leider nicht. Der Zug zum Tor war vorhanden und beileibe noch nicht abgefahren, auch wenn die letzte Präzision noch fehlte. Freistoßgott Mühlberger versuchte sich in der 20. Minute noch einmal mit einem Heber über die Mauer, sein Schuss kann aber gehalten werden.
70 Minuten bis zum Aufstieg. Von außen und sicherlich auch von oben konnte man erkennen, dass die Fortuna klar Ton angebend war. Von Walschleben kam bisher nicht viel. Doch wie so oft im Fußball wird fehlende Chancenverwertung bestraft. In der 23. Minute bekam Empor einen Freistoß in linker Position am 16er zugesprochen. Olivieri legt sich das Spielgerät zurecht, schaut, läuft an und… Trifft. Zugegebenermaßen sehenswert, bzw. aus Fansicht wegsehenswert, beschreibt der Ball eine beeindruckende Kurve und senkt sich unhaltbar ins falsche Netz. 0:1 in der 23. Minute.
67 Minuten bis zum Aufstieg. Wie sagt ein altes Sprichwort? Moral ist, wenn man trotzdem kämpft. Den Rückstand schnell wegsteckend machten die Mannen in Blau einfach da weiter, wo sie vor dieser kleinen Störung aufgehört hatten. Mit stürmen.
Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich viel zu aufgeregt war, um genau zu sehen, wie der Ball zu Meier kam. Auf jeden Fall fasst er sich in der 30. Minute ein Herz und schießt einfach mal aus 17 Metern auf das Tor von Haun. Und sein Mut wird von Erfolg gekrönt! Ein Schuss, ein Strich ein Toooooooooooooooooooooooor! 1:1 quasi im Gegenzug. Jubel, Trubel, Heiterkeit.
60 Minuten bis zum Aufstieg. Nun war der Siegeswillen der 96er endgültig geweckt. Eine Ecke von Schatz findet den Weg vor das Tor, jedoch leider kein Körperteil, welches das Runde ins Eckige drückt. Nur kurz darauf vollführt Klein einen Tanz im Strafraum, der auch den Gewinner von Let´s Dance vor Neid erblassen lassen würde.
50 Minuten bis zum Aufstieg. Da es der Abwehr um Alcala Pintado. Lukesch. Mühlberger und Vitzthum dieses Mal gelang, sowohl Gewühl als auch Gegner vom eigenen 16er fern zu halten, kam es dieses Mal auf der anderen Seite zu Gewühl im Strafraum, oder wie Lothar Matthäus sagen würde: To a chaos in the sixteeners room.
In diesem Gewühl kommt es zu einem Foul an einem, aufgrund des Gewühls leider nicht erkennbaren Fortunen (Anm. d. Red.: Schatz). Wie eine Eiche wurde er vom Gegner gefällt und Gerke, übrigens leider nicht verwandt mit Lena, zeigt folgerichtig auf den Punkt, der 11 Meter vom Tor entfernt ist.
Meier schnappt sich sofort den Ball, um diesen wohl wichtigsten Schuss in der Vereinsgeschichte zu schießen. Er läuft an, mir läuft es jetzt noch kalt den Buckel runter, hebt das Bein, nimmt Maß, schießt und trifft! Toooooooooooooooooooooooooooor in der 40. Minute. Hut ab an dieser Stelle vor so viel Kaltschnäuzigkeit, auch wenn sich seine Lippen beim Aufstiegskuss hernach sehr warm anfühlten. Sagte zumindest seine Freundin, die wie immer das Geschehen fotografisch dokumentierte. Mit der Führung ging es dann auch in die Pause.
Halbzeitfazit: Absolut verdiente Führung gegen einen Gegner, der vieles vermissen ließ. Aus dem Spiel heraus kam wenig und auch zu Standards kamen sie kaum. Auch war wieder die alte Bekannte namens Mannschaftliche Geschlossenheit anwesend. Jeder kämpfte für jeden, alle gaben ihr Letztes. So konnte es weiter gehen.
45 Minuten bis zum Aufstieg. Mit neuem Elan und unveränderten Mannschaften ging es in die zweite Phase des Spiels, auch Halbzeit genannt.
Diese begann etwas nervös und zerfahren, vielleicht auch, weil die Emporer erkannten, dass sie etwas mehr machen mussten, um hier das Spiel noch zu drehen. So musste sich Natt auch ein bis zweimal wieder einmal als Torwarttitan auszeichnen. Aber die Abwehr und die Führung hielten.
In der anschließenden Pressekonferenz sagte der Torjäger und Torschützenbeste der Liga Schatz, auf seine gefühlten 200 Tore angesprochen: „Ach was soll´s, irgendein Dödel muss die Dinger doch reinmachen.“ Dieser Satz fiel ihm wohl in der 57. Minute ein, als er es Hans Sarpei gleich tat und mit sich selbst Doppelpass spielte. Der Ball klebte wie mit Duosan Rapid angeklebt an seinen Füßen, er spaziert durch die gegnerischen Reihen und macht das Ding! 3:1 in der 57. Minute! Nun war wohl auch dem letzten Skeptiker klar, das hier so etwas wie eine Vorentscheidung gefallen war.
30 Minuten bis zum Aufstieg. Eine kleine Randanekdote sei mir noch erlaubt. Das Ergebnis frustrierte wohl die gegnerischen Fans etwas und sie warfen einen rosaroten Flummi auf die Ersatzbank der Fortuna, der sich lautstark über irgendetwas beschwerte. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich vermutlich um die Mutter eines Walschlebeners handelte, die mit der Gesamtsituation unzufrieden war.
20 Minuten bis zum Aufstieg. Walschleben fasste nun den Mut der Verzweiflung und rannte auf das Tor von Natt zu. Vielleicht ein oder zweimal sogar gefährlich. In dieser Phase des Spieles konnte auch Hoyer seine ganze Qualität beweisen, als er den ein oder anderen Angriff trocken und routiniert abwehrte. Im Stile einer Klasse Elf, ja bald sogar einer Liga 11, spielten die Mannen in Himmelbau das Spiel ruhig und besonnen zu Ende.
7 Minuten bis zum Aufstieg. Während am Rande bereits die Vorbereitungen zum Jubel stattfanden schickt Alcala Pintado den Ball noch einmal Richting Walschlebener Tor. Schatz lässt das Spielgerät schön und uneigennützig zu Meier durch, der das 4:1 und damit nicht nur die Vor- sondern auch die Endentscheidung herstellt. Der Rest versank im Jubel und in Bierduschen
0 Minuten bis zum Aufstieg: Gebt mir ein Umbreit U! Gebt mir ein Fortuna F! Gebt mir ein Trainer T! Gebt mir ein Aufstiegs A! Wir singen: Ufta, Ufta, Ufta Täterä!
Natt, Lukesch, Mühlberger, Klein, Alcala Pintado, Meier, Vitzthum, Schatz, Bimböse, Weiland, Hoyer, Jülich, Heinemann sind die Namen, die Geschichte schrieben. Aber dieser Erfolg nach drei Jahren harter Arbeit wäre nicht ohne ALLE möglich gewesen. Ich erinnere nur an Edeljoker Hess und Göhler, oder Routinier Steinborn. Oder die Medizinische Abteilung in Gestalt von Lukesch. Einen besonderen Dank hier auch an Trainerfuchs Umbreit, der, wie sich heraus stellte, wasser- und bierdicht ist. Und das trotz seines hohen Alters. Respekt! Es sei mir, ob meines noch höheren Alters und meines schlechten Namensgedächtnisses verziehen, wenn ich hier nicht alle erwähne. Aber wer einmal ein Fortune ist, der bleibt es sein Leben lang und hat auch ein Stück vom Aufstiegskuchen mit gebacken.
Statt des üblichen Fazits habe ich hier einige Pressestimmen und Glückwunschtelegramme zusammengefasst:
Die Spanische „Goal“ schrieb: „Superstar Alcala Pintado steigt mit der Fortuna sensationell auf! Bekommen Torres und Alonso bald Konkurenz?“
Die „Sun“ schrieb auf dem Titelblatt: „Das Spiel hat 90 Minuten und am Ende gewinnen immer die Fortunen“
Die „Sportbild“ schrieb in ihrem Leitartikel: „Auf dem Weg in die Bundesliga: Deutschland ist im Fußballhimmel angekommen. Was die Bayern für die Bundesliga, sind die Fortunen für die Kreisklasse!“ (Bericht: Martin Wilde)
Auch einige Glückwunschtelegramme erreichten mich:
Franz Beckenbauer: „Äh, ja, ich möchte der Fortuna aus, äh Erfurt recht herzlich zum Aufstieg gratulieren! Ich möchte hier an mein Lied erinnern: Gute Freunde kann niemand trennen.“
Pep Guardiola: „Isch möschte meinem Trainerkollegen Umbreit herzlichen Gluckwunsch zum Aufstieg wunschen. Vielleicht wir sitzen bald wieder nebeneinander. Ich habe viel von ihm gelernt.“
Fußballgott: „Ich habe das nicht gemacht, das wart ihr alleine! Ich kann mich nicht um alles kümmern! Und nun Ruhe, ich muss Frauen Fußball WM schauen!“
Silvia Neid: „Glückwunsch zum Aufstieg! Dass Fußball so schnell sein kann…“
Campino: „Glückwunsch. An Tagen wie diesen sollte ich die Fortuna wechseln!“
Martin Wilde: „Jungs, ich bin sprachlos! Ach was, ich gehe jetzt nach der äußeren zur inneren Bieranwendung über!“
Tore: 0:1 P. Olivieri (23.), 1:1 Meier (29.), 2:1 Meier (40./FSS), 3:1 Schatz (57.), 4:1 Meier (83.)
Aufstellung: Natt – Vitzthum, Hoyer, Lukesch – Klein – Bimböse (55./Jülich), Mühlberger, Alcala-Pintado (75./Heinemann), Weiland – Meier (82./Heß), Schatz