7. Spieltag: Uns´re Oma fährt im Hühnerstall Motorrad
Im Vorfeld dieses Spieles gab es, außerhalb der Kreisliga, reichlich fußballerischen Gesprächsstoff. So erwägt Katar eine Klage gegen die Fifa, da sie wesentlich mehr Geld für die WM bezahlt haben als Deutschland. Auch hat Paderborn einen neuen Trainer nebst Gattin.  Arndt Umbreit äußerte sich in der Pressekonferenz am Vorabend zu Letzterem wie folgt:„Ja, auch ich bin es. Der eine ist the special one, der andere ist the normal one, wieder ein anderer ist the new one, I´am the old one.“
Doch zurück zum Wichtigen. Zum siebenten Spieltag der Kreisliga Erfurt/Sömmerda war mit dem TSV 1906 Tunzenhausen eine Mannschaft zu Gast, die zumindest dem Namen nach auf eine 90 Jahre längere Geschichte zurück blicken konnte. Ob sich diese Erfahrung auch auf dem Platz bemerkbar machen sollte? Jedenfalls waren keine Spieler der ersten Stunde aufgestellt. Ein Glück.
Die zahlreich erschienenen Zuschauer waren ebenso gespannt wie geneigt. Durch die mitgereisten Fans in etwa hälftig auf beiden Seiten. Bei bestem nasskalten Fußballwetter konnte es los gehen, unter anderem auch deshalb, weil Schiedsrichter Dietrich und seine Assistenten Neumann und Rouini anwesend waren. So kam, was kommen musste, die sonntägliche Fußballzeit.
Der TSV in Orange Schwarz spielend hatte Anstoß. Und die Fortunen machten gleich Druck, wohl auch, weil sie aus der Niederlage des letzten Spieles ihre Lehren gezogen haben. So schickt Jülich den Ball Richtung Schatz, jedoch zunächst noch zu steil. Der Ball lief schnell und zügig durch die Reihen der 96er.
Aber auch die Tunzenhausener kamen gefährlich vor das Tor von Koch. So trifft eine Flanke in der 4. Minute zwar den Kopf von Reithe, jedoch zum Glück das Tor nicht.
Nur weni
ge Minuten später machten es die Fortunen besser. Ein Abschlag Kochs wird von Bimböse auf Schatz weiter geleitet, dieser schießt, Haase kann zunächst noch abwehren, gegen den Nachschuss von Heinemann ist er jedoch machtlos. So steht es nach sieben Minuten 1:0 für die Heimmannschaft und es kam zu tumultartigen Szenen auf den Rängen. Durch den Jubel und den Trubel, weniger aber durch die Heiterkeit, erschreckt, flüchteten die anwesenden Feldmäuse panisch in ihre Bäue.
Diese frühe Führung sollte doch eigentlich Sicherheit geben und die Umbreit Elf machte auch weiter Druck. So kann sich Meier über Links sehenswert durchsetzen, seine Flanke findet jedoch keinen Abnehmer. Kein Wunder, denn die Weight Watchers hatten gerade ihr Jahrestreffen in Frankfurt. Kurz darauf kann nur das Abseits Meier am Durchlaufen hindern, nachdem er von Heinemann geschickt wurde.
Dies sollte jedoch das letzte Hochlicht auf lange Zeit in der ersten Hälfte des Spiels für die eine Hälfte des Publikums werden.
Plötzlich und unerwartet ging der Faden des Spiels, ja sogar das Heft des Handelns bei den Fortunen verloren. Insbesondere die Abwehr glich einem Hühnerhaufen und das soll keine Anspielung auf Frauenfußball sein. Dass sich hier Schlimmes anbahnte, pfiffen nicht nur die Spatzen von den Dächern, sondern auch die Hühner von der Stange.
In der 17. Minute bekommt der TSV einen Einwurf zugesprochen, dieser wird schnell ausgeführt, der Ball, den vorher kein Fortune entscheidend am Eindringen in den Strafraum hindern konnte, wird zu Till geflankt und dieser netzt zum 1:1 ein. Tilt…
Ich muss bei Gelegenheit meine Krankenkasse konsultieren, ob es für Fans der Fortuna kostenlose Herzmittel gibt. Zwei Minuten später kommt es nach einer Ecke zu Gewühl im Strafraum, alle rennen aufgeregt durcheinander, niemand bekommt den Ball wirklich weg und Klein muss auf der Linie abwehren, um den Rückstand zu vermeiden. Durchatmen.
Doch dem erfahrenen Fan schwante Böses, um mal bei den Tiermotiven zu bleiben. In der 21. Minute bekam Tunzenhausen wieder einen Einwurf zugesprochen, dieser wird wieder zu Till geflankt und dieser netzt wiederum ein, diesmal zum 1:2. Tilt, auch weil sich das Abwehrverhalten ebenso gestaltete, wie beim Ausgleich.
Wenn man schon kein Glück hat, kommt im Erfurter Fussball meist auch noch Pech dazu und nun wird in der 31. Minute Reithe geschickt, Koch eilt ihm noch entgegen, die Abwehr schaut beeindruckt zu und schon steht es 1:3. Das war einfach zu einfach.
Thierry Henry sagte einst „Manchmal muss man im Fußball Tore schießen.“ Nie war dieser Satz wichtiger, um eine drohende deutliche Niederlage abzuwenden. Dies dachten sich nun auch die Mannen in Blau und nahmen das Fußballspielen wieder auf.
Um noch vor dem Pausenpfiff zählbares heraus zu holen, tankt sich Heinemann in der 39. Minute in den Straftraum, legt ab zu Meier und der haut den Ball aus spitzem Winkel derart in die Maschen, das selbige sich bauschten. 2:3 und ein kleiner Vogel namens Hoffnung nahm auf den Schultern der Fans Platz.
Halbzeitfazit: Mehr Actimel! Denn Actimel aktiviert bekanntlich Abwehrkräfte! Und keine Chicken Mc Nuggets mehr bei einer bekannten Fastfood Kette! Egal mit welcher Soße!
In der zweiten Hälfte galt es also, den Sand nicht in den Kopf zu stecken, denn keiner verliert ungern. Auf ging es, durch Pausentee und Halbzeitansprache gestärkt.
Und tatsächlich schien beides gewirkt zu haben. Die Umbreit Elf spielte wieder den gewohnt flotten Ball, um ihn kurz danach wieder zu verlieren und den Gegner wühlen zu lassen.
So kann Koch in der 55. Minute einen heran stürmenden Tunzenhausener das Spielgerät noch entlocken, gegen den abgefälschten Kullerball in der 69. Minute ist er jedoch machtlos. 2:4 durch Kuhirt, der der Absender dieses Balls war.
War es nun an der Zeit zu ver- und zu zweifeln? Drohte hier die zweite Niederlage in Folge? Chronisten stritten bereits, wann es dies hier zuletzt gegeben hatte. Doch an Moral hat es den 96ern nie gemangelt und sie hatten schon das ein oder andere Spiel gedreht. Ging hier noch einmal ein Rock (oder sagt man Ruck?) durch die Mannen? Besannen sie sich Ihrer Qualitäten und Stärken? Wurde das Beten am Seitenrand erhört?
Ja, es wurde und der berühmte Ruck ging durch die Mannschaft. Sie warfen noch einmal alles nach vorne. Zum Glück auch Jülich. Dieser wird in der 74. Minute von Klein per Flanke bedient, nimmt mustergültig an, schaut, zieht ab und… Trifft! Ein sehenswerteres Tor sah man selten. Der Ball senkt sich millimetergenau ins rechte Dreiangel des Tores! Für diesen Hammer mit dem Zirkel gebührt ihm der Ehrenkranz. Atemberaubend denn nun stand es nur noch 3:4. Jubel, Trubel und neben Heiterkeit auch wieder Hoffnung auf den Rängen.
Die 96er bekamen plötzlich die zweite Luft, welche sich vorher hauptsächlich im Ball befunden hatte. Wieder und wieder rannten die Fortunen auf das Gehäuse von Hasse zu. Und wieder war es der nach vorne geworfene Jülich, der den Ausgleich einleitete. Sein Schuss traf zunächst nur den Torwart, letzterer lässt prallen und Heinemann drischt die Kugel zum 4:4 Ausgleich in die Maschen. So gesehen und bejubelt in der 78. Minute.
Doch noch war das Spiel nicht aus. So musste Klein noch einmal seine körperliche Gesundheit auf´s Spiel setzen, als er im letzten Augenblick zur fairen Grätsche ansetzte. Der Unparteiische hatte nun wohl ein Einsehen mit er geistigen Gesundheit der Fortuna Fans und pfiff das Spiel ab. Durchatmen.
Fazit: Mit Moral noch einen Punkt gerettet. Aber gerade im Herbst muss man mehr auf seine Abwehrkräfte achten. Denn wie sagt man so schön: klappt es hinten, klappt es auch bald wieder vorne. Außerdem meine ich von Ferne den alten australischen Schlager der Equals gehört zu haben: „Baby, come back!“.
Tore: 1:0 Heinemann (7.); 1:1, 1:2 Till (17,;21.); 2:3 Meier (39.); 2:4 Kuhirt (69.); 2:3 Jülich (74.); 4:4 Heinemann (78.)
Aufstellung: Koch – Lukesch – Hergenhahn (62./ Steinborn) – Jülich – Klein – Meier – Hoyer – Bimböse (70./ Heinze) – Schatz – Heinemann – Dehling (83./ Hahn)