18. Spieltag Das Rote Pferd an der Anfield Road
Das Gute an der Kreisliga Erfurt Sömmerda ist, dass sie, wie der Name schon sagt, nicht nur in Erfurt stattfindet, sondern auch im Landkreis Sömmerda. So konnten sich die Fortunen und deren Fans heute in das schöne Städtchen Gebesee begeben, um den Begebenheiten auf dem dortigen Sportfeld zu folgen.
Zum nunmehr 18. Spieltag gab es das Aufeinandertreffen der Landesklassen Reserve des FC Gebesee 1921 und des SC Fortuna Erfurt 96. Gebesee rangiert rein namenstechnisch auf Rang zwei der inoffiziellen Altersliste der Kreisliga. Was man gar nicht glauben konnte, wurde man der doch recht jungen Spieler ansichtig.
Im Stadion angekommen musste man neidlos anerkennen, dass dieses eine echte Perle ist und für jeden Groundhopper ein Muss sein muss. Das Ankommen gestaltete sich übrigens heute etwas schwierig, da ich mir kurzzeitig nicht sicher war, ob ich in Gera oder Aue oder gar in der Gera Aue war. Doch durch die helfende Unterstützung einiger Einheimischer kam ich noch rechtzeitig zum Anpfiff. Dieser wurde heute vorgetragen von Schiedsrichter Schönemann und an den Seitenlinien dirigiert von Spinnler und Pszarski, die alle drei hervorragend die Spielstätte gefunden hatten.
Weit weniger Schwierigkeiten als ich mit dem Ankommen hatten auch beide Mannschaften und so konnte es los gehen. Es war Fußballzeit.
Gebesee in dezentem Rot gekleidet hatte Anstoß und so nahm das Spiel seinen Lauf. Zunächst sogar in die richtige Richtung. So muss Brauer im Tor der Seegebenden gleich höllisch aufpassen, als der Ball Schatz in letzter Sekunde noch vom Fuß gespitzelt werden konnte.
Hernach besannen sich beide Mannschaften jedoch darauf, dass sie bisher eher selten gegeneinander gespielt hatten und einigten sich darauf, sich erst einmal abzutasten, um sich kennen zu lernen.
Phillip Lahm sagte einst, man muss nicht immer das Salz in der Suppe suchen. Da gebe ich ihm auch völlig recht, aber das Salz in der Fußballsuppe doch schon. Man fand es aber bis zur 16. Minute eher nicht in diesem Spiel, so sehr man auch rührte. Das Spiel spielte sich hauptsächlich im Mittelfeld ab, wo beide Mannschaften nicht viel zuließen. Man kann sogar sagen, es machte es wie die benachbarte Gera, es plätscherte so dahin.
Dann jedoch rührte Hentschel auf Seiten der Gebeseeianer die Fortunafans zu einem lauten Arg und zu einem anschließenden Uff. Er nahm aus gut und gerne 13 Metern in zentraler Position einfach mal Maß und schoss. Dehling musste all sein, zugegebenermaßen reichlich vorhandenes, Können aufweisen, um diesen Schuss glanzvoll mittels Glanzparade zu paradieren. Durchatmen an der Seitenlinie.
Wer nun gedacht hatte, dies führte dazu, dass neben Salz jetzt auch Feuer ins Spiel kam, der irrte. Dies taten leider auch die 96er. Denn meist irrte man sich entweder in der Richtungsgebung des Balles, oder in der Art der Annahme, oder in der Art und Weise des Spieles.
Zwar taten Meier, Schatz, Klein und Lukesch alles, um für Verwirrung im Strafraum zu sorgen, jedoch agierte man oft glücklos und vor allem körperlos. Ein hartes Los für die Fans.
Beide Abwehrreihen standen sicher und Routinier Steinborn und der wieselflinke Vitzthum ließen ebenso wenig zu, wie Eichelbrenner die Gegner durch. Auch Mühlberger und Heinemann verteilten den Ball ebenso, wie Hahn. Allerdings leider ohne Erfolg. Das war oft der eine Schritt zu wenig, oft aber der eine zu viel. Und die Gera plätscherte weiter.
Als sich viele schon auf ein 0:0 zur Pause eingestellt hatten, bekam Gebesee in der 44. Minute einen Freistoß rechts des Strafraumes zugesprochen. Diesen brachten sie auch flach und schnell in selbigen. Dort lauerte bereits Nowak um kurz vor dem Halbzeitpfiff die nicht ganz unverdiente Führung aus kurzer Distanz herzustellen.
Halbzeitfazit: Man fragt sich ja oft, was das Gegenteil von Bayerndusel ist. Vielleicht Dortmunddussel? Vielleicht dachten sich ja die Fortunen, was Liverpool kann, können wir schon lange und wähnten den Gegner in scheinbarerer Sicherheit, um dann die in dieser Woche viel zitierte Aufholjagd zu starten. Ein Gedanke, der sowohl einleuchtend, als auch hoffnungsgebend war. Auf jeden Fall ließen sie heute viel von dem Zauber vermissen, den sie letzte Woche noch abgebrannt haben. An der Seitenlinie wurde spekuliert, ob das vielleicht am Vorabend lag, an dem sich Einige so verhalten hatten, dass nur Fünfjährige, denen man gerade ein Spielzeug wegnahm, oder denen das Eis herunter gefallen ist, deren Verhalten annähernd verstehen konnten. Dies ist übrigens nur meine Meinung und nicht die des Vereins, welche ich hiermit, laut Artikel 5 des Grundgesetzes, welcher das Recht auf freie Meinungsäußerung in Schrift, Wort und Bild, festlegt, schrift-, wort-, bild- und sogar fristgerecht wiedergebe. Der Name des Vereins ist zwar Fortuna und nicht Eintracht. Zwietracht bringt allerdings niemanden weiter.
Doch zurück zum Wichtigen. Zum Spielgeschehen. Wichtig ist auf dem Rasen und dort ging es nun auch mit der zweiten Halbzeit weiter.
Die größte Überraschung war zunächst die, für seine Verhältnisse recht dezente, Schuhfarbe des eingewechselten Sportfreundes und Edeljokers Goehler, der für den verletzten Lukesch kam. Enttäuscht nahm man zur Kenntnis, dass man nun vermutlich nie mehr diese hell-orangenen Streifen sehen würde, die man ob seiner Schnelligkeit in der Vergangenheit oft bewundern konnte. Das dezente Blau hob sich meiner Meinung nach zu wenig vom Grün des Rasens ab.
Zum Leidwesen der anwesenden weiblichen Fans wurde auf Seiten der Gebeseianer auch ein mit Locke bespitznamter Spieler ausgewechselt. Aber das nur am Rande.
Apropos rasen. Dies taten nun, vermutlich durch die Halbzeitansprache Scheunerts motiviert, die Fortunen. Plötzlich begannen sie zu drücken, was auf dem Spielfeld häufig ganz andere Auswirkungen hat, als auf der Toilette, was übrigens bei den Bayern nicht immer so ist. Paul Breitner sagte nicht umsonst dereinst: Viele hatten die Hosen voll, nur bei mir lief´s ganz flüssig.
So sah das, was Schatz, Meier und Klein dort veranstalteten, nun mehr nach Willen und Kampfgeist aus, als noch in der ersten Halbzeit. Huschte hier etwa ein Hauch Anfield Road durch das Stadion Gebesee? Die Körper der Fortunen waren jedenfalls genauso gespannt, wie die anwesenden Fans.
Doch zunächst war das Glück nicht auf der Seite der Tüchtigen. So geht ein Heber von Schatz in der 50. Minute zwar über den Torwart, jedoch auch über dessen Kasten.
Nur kurz danach erweist sich Klein einmal mehr als zu schnell für den Gegner. Leider auch für den Ball.
Auch der Freistoß des Freistoßgottes Mühlberger in der 60. findet in den Fäusten Brauers seinen Meister. Der Druck der Fortunen wuchs jedoch ständig und gab, obwohl noch vieles im Argen lag, Grund und Mut zur Hoffnung.
Und das mutige Hoffen neben dem Platz und das mutige Spielen auf dem Platz, wurden belohnt. In der 74. Minute wird der für Hahn eingewechselte und nach hervorragendem Körpereinsatz bereits in den Strafraum durchgebrochene Reich regelwidrig von den Füßen geholt und so gab es das, was kommen musste. Einen Pfiff und einen Deut von Schönemann. Der Pfiff galt dem Foul und der Deut dem bekannten 11 Meter Punkt.
Torjägertitan Schatz schnappt sich sofort das Spielgerät und legt es, nach mehrmaligen Korrekturen des Schiedsrichters, auf eben jenen Punkt. Scheunert tat es Kloppo gleich und sah bei dem 11 Meter nicht hin. Dies sollte er nur kurz danach bereuen, denn Schatz vollendete durchaus sehenswert so hart, so tief so intensiv zum verdienten 1:1 Ausgleich.
Der übliche Jubel und der Trubel machten sich an der Seitenlinie breit. Auf Grund von mittlerweile fehlenden Blindärmen eines Fans musste die Heiterkeit diesmal jedoch etwas verhaltener ausfallen.
Noch waren 15 Minuten zu spielen und Hacker kommt auch noch einmal gefährlich in den Strafraum der Gastgeber, nach 90 Minuten pfiff Schönemann dieses Spiel jedoch ohne weitere Tore ab.
Fazit: Ein gerechtes Unentschieden zweier Gegner, die sich heute oft bereits im Mittelfeld neutralisierten. Einen Punkt aus der Fremde mitgenommen, wobei die Fremde durchaus sehr sympathisch war. Was jedoch die bunte Kuh in Vorbereitung auf das anschließende Spiel der ersten Mannschaft mit dem roten Pferd machte, bleibt mir bis heute sehr egal. Auf der abschließenden Pressekonferenz sagte Trainerlegende Scheunert:
„Schatz muss weiter, weiter, noch weiter. Ist ein Spieler nicht nur Qualität oh Quantität. Wenn ich sehe ist Wahnsinn Schatz. Aber Schatz hat immer weniger weniger Lob. Martin, weniger Lob. Okay?“ (Bericht: M. Wilde)
Als Schlusswort möchte ich unserem sehr geschätzten Spieler und Sportfreund Tim Heinze gute Besserung wünschen.
Tore: 1:0 Nowak (44.); 1:1 Schatz (75.)
Aufstellung: Dehling, Lukesch (46./Goehler), Mühlberger, Steinborn, Klein, Vitzthum, Meier, Schatz, Eichelbrenner (87./Hacker), Heinemann, Hahn (64./Reich).