20. Spieltag Alles neu macht der Meu
Da die Europameisterschaft im Herrenfußball naht, geht nun auch die Kreisliga Erfurt/Sömmerda auf die Zielgerade, damit dem Bundestrainer auch alle Spieler, sollte er sie denn verpflichten wollen, zur Verfügung stehen. Bekanntlich reicht ja ein Anruf und schon ist man in Frankreich. Oder in Porto, je nachdem aus welchem Bundesland man kommt.
Bei bestem Fußballwetter stand für die Fortuna heute, am 20. Spieltag, ein Auswärtsspiel bei der SpG TSV Tunzenhausen an. Am Tag der Arbeit hatte man sich einiges vorgenommen und ein hartes Stück Arbeit lag vor dem Scheunert-Team. Auf dem malerisch gelegenen Rasenplatz an der Burg, wobei gar keine zu sehen war, ging es einmal mehr um drei Punkte. Der Tabellensechste empfing den Zehnten der Liga, den SC Fortuna Erfurt 96.
Nebenan glimmte noch das Meifeuer und die örtliche Feuerwehr passte darauf auf, dass dieses Glimmen nicht zum Brand wurde. Apropos brennen. Die Fortunen brannten, nach zuletzt sehr schwankenden Leistungen, endlich wieder auf drei Punkte. Dies bewies der Sportfreund Goehler auch eindrucksvoll, indem er den Ball sehenswert von der Mittellinie aus im Tor versenkte. Da er dies jedoch tat, ohne den Anpfiff von Schiedsrichter Wehle abzuwarten, blieb dieses Tor des Monats eher unbejubelt.
Neben Schiedsrichter Wehle waren auch seine Assistenten Knoll und Rößler gekommen, um dieses Highlight des Erfurter Fußballs zu richten. Bei bester Heimspielatmosphäre, es wehte nämlich ein starkes Lüftchen durch das weite Rund, pfiff Wehle an und es ging mit dem Anstoß der Fortuna los. Es war Fußballzeit.
Die Fortunen machten es auch gleich der Luft nach, sie sorgten für ordentlich Wind. So passt Weiland auf Meier, der ist allerdings schneller als der Wind und leider auch der Ball.
Dass sich die Tunzenhausener hier nicht in einem der vielen Löcher auf dem Platz verstecken wollen, zeigte eine von Knaak getretene Ecke, an der zum Glück gleich drei Tunzenhausenianer vorbei rauschen.
Davon ließen sich die Mannen in Blau aber nicht abschrecken und sie rannten weiter auf das Tor der in Grün spielenden Gastgeber an.
Leider verfehlte ein Freistoß Vitzthums ebenso das Tor wie kurz darauf Weiland, der sich in den Strafraum tankt, tankt, wieder tankt und dann leider Haases Kasten nur knapp verfehlt.
Nach einer sensationellen Balleroberung und einem Wahnsinnslauf Kleins holt dieser eine Ecke heraus, die von Vitzthum herein getreten wurde. Nun befindet sich Reichs Kopf schon ganz weit oben, leider fehlten ihm hier die berühmten fünf Zentimeter, um die Führung einzuköpfen.
Danach versucht sich Weiland wieder einmal als Tank durch die Mitte, aber Haase hat noch eine Hand am Ball und verhindert wiederum die Führung.
Was dann kommen sollte, in der 13. Minute nämlich, war kurios. Klein führt den Ball im Mittelfeld recht grazil. Von der Seite kommt ein Ruf „Mitte“ und er spielt einen seiner gefürchteten No Look Pässe. Leider spritzt ein Tunzenhausenhausianer namens Steinhäuser dazwischen und ist plötzlich ganz allein auf weiter Flur. Salomon sprintet ihm noch entgegen, erreicht auch Ball und Gegner, ersterer jedoch trudelt irgendwie ins Tor der Fortunen. Es stand 1:0 für die SpG.
Vitzthum versucht sich im Gegenzug gleich an der richtigen Antwort, aber sein Freistoß landet in den Händen des Torwarts.
Als wollte Klein seinen Fauxpas wieder gut machen, rannte er nach einem Pass von Hahn wie ein Wirbelwind, der Winkel wird jedoch zu spitz, um noch entscheidend und zählend einzunetzen.
Die Chancen werden besser und die 96er drückten mehr und mehr. Und in der 38, Minute wurden sie auch dafür belohnt, dass sie das Spiel schnell machten. Eine Flanke von Heinemann kommt einer klasse Abwehrleistung von Lukesch zu Meier, der sich diese Chance nicht zwei mal sagen läst und unhaltbar und unter großem Jubel den Ausgleichstreffer erzielt. Auch diesmal mussten der Trubel und die Heiterkeit etwas kurz gehalten werden, da sich im Zuschauerbereich ähnlich große Löcher auf taten, wie in der Abwehr der Dortmunder nach dem 1:3 oder in der der Bayern vor dem 1:0.
Ganz leise pfiff Wehle dann nach 45 Minuten zur Halbzeit, was mich zum Fazit kommen lässt, auch bekannt als:
Halbzeitfazit: Die Fortunen waren drückend überlegen. Sowohl läuferisch, als auch spielerisch. Wären sie manchmal nicht zu verspielt und schnörkelloser, hätte es hier bereits 1:2 oder gar 1:3 stehen können. So ein Tor passiert leider (in der Kreisliga), Mund abwischen, Schwamm drüber, weiter machen. Der Auswärtswurst gebe ich heute eine 6,5 von 10 möglichen Punkten.
Nach 15minütiger Spielunterbrechung, hervorgerufen durch zum Würstchenstand eilende Fans, ging es mit der zweiten Halbzeit weiter.
Scheunert schien in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben und diese auch an die richtigen Spieler mit den richtigen Namen gebracht zu haben. Sie waren sofort hellwach und spielten auf das Siegtor, welches sich, da die Seiten gewechselt wurden, jetzt auf der breiteren Hälfte des Platzes leicht versetzt zum vorherigen, befand. Die Fans standen, nunmehr ordnungsgemäß bewurstet, wartend auf das, was da kommen sollte, am Spielfeldrand.
Das Warten sollte auch bald belohnt werden. So setzt Reich nach einer Ecke nach und kann dem Torwart den nicht gehaltenen Ball noch abluchsen und zum 1:2 in der 51. Minute einköpfen. Leider waren die Zuschauer an die zahlreichen Löcher mittlerweile gewöhnt und brachen in trubelnde und jubelnde Heiterkeit aus, Reich jedoch kannte sich nur mit dem Platz aus. Deshalb trat er beim Torjubel hinter dem Tor in ein solches und als Resultat kann ich ihm an dieser Stelle nur wieder gute Besserung wünschen. Nicht, dass dies hier zum running Gag wird. In der anschließenden Pressekonferenz gab er sich gewohnt lustig und humpelnd und spöttelte: „Mehr als ein Tor kann ich nicht. Gut so, dass ich raus bin.“
Dass Scheunert nicht nur ein goldenes Kehlchen, sondern vielleicht sogar ein goldenes Händchen hatte, konnte der eingewechselte Hacker kurz danach fast unter Beweis stellen, als er in den Strafraum durchbrach, sein Schuss aber gehalten werden konnte.
Mit Schnelligkeit gewinnt man Spiele dachte sich nur kurz darauf Klein und flankt in die Strafraummitte, wo bereits Hacker lauert. Dieser jedoch klärt sehenswert auf der Linie das fast schon sichere 1:3 und achtete dabei wohl darauf, dass das Torverhältnis der Fortunen ausgeglichen blieb.
Die 96er wollten jetzt noch mehr. So spielt der schnelle Heinemann mit sich selbst Doppelpass, umkurvt drei Gegner, aber der Torhüter der Tunzenhausenhausianer kann nach leichter Unsicherheit, das Spielgerät doch noch festhalten. Auch ein schneller Spielzug eingeleitet von Eichelbrenner auf Meier brachte nichts zählbares auf die nicht vorhandene Anzeigetafel.
Man muss aber sagen, sie spielten weiter munter auf und das sah von allen Seiten betrachtet, nach sehr gutem Fußball aus. So verhinderte nur der Wind, der Kleins Flanke auf den frei laufenden Heinemann in der Luft zum Stehen brachte, die Vorentscheidung oder , wie Sport 1 bei einem 1:3 gerne sagt, den Deckel auf dem Topf. Der unbedingte Siegeswille glimmte aber immer noch genauso, wie das Maifeuer.
Dieser Wille sollte in der 72. Minute belohnt werden. Lukesch leitet einen schönen Angriff ein, der Ball kommt zu Meier, dieser legt sich diesen kunstvoll mit der Hacke selber auf und hämmert das Lederige so hart, so tief, so intensiv zum 1:3 in die Maschen. Die Fans vollführten wieder ihren berühmten Tanz um die Löcher.
Lange sollten sie jedoch nicht tanzen. Denn nun, plötzlich und unerwartet, stellten die 96er das Fußballspielen gänzlich ein. Immer und immer wieder rannten die Gastgeber auf das Tor von Salomon zu, der aber seinen Kasten zum Glück sauber und lochfrei halten konnte. Dieter Bürgi hatte im Vorfeld durch verteilen diverser Anti-Kalk-Taps den gefürchteten Lochfraß verhindern können. Warum die Fortunen allerdings aufhörten zu spielen, konnte niemand, noch nicht einmal sie selber verstehen. Zum Glück waren auch die Mittel der Tunzenhausenhausianer eher begrenzt und so blieb es dann beim 1:3 nach dem Abpfiff.
Fazit: 72 Minuten richtig guten Fußball gespielt. Verdient gewonnen. Allerdings darf man sich in dieser Liga die letzten 18 Minuten so nicht erlauben. Aber drei Punkte sind die Punkte und über das komplette Spiel betrachtet auch sehr verdient. Positiv ist auch anzumerken, dass der Langzeitverletzte Jülich heute endlich einmal wieder zum Einsatz kommen konnte. Auf der abschließenden Pressekonferenz äußerte sich Manschaftsphilosph Vitzthum, zum Zustand des Rasens und der Leistung seiner Mannschaft befragt, wie folgt: „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Rasen heute eben und rechteckig war. Meine Vermutung ist dahingehend, dass wir es heute hier mit einem Oktaeder, ja vielleicht sogar mit einem Decaeder zu tun hatten. Durch diese Krümmung in der Raumzeit, hervorgerufen durch die schwere Masse unseres Mannschaftsreporters, und die Tatsache, dass sich Klein und Meier immer mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, kam es heute zu einer verzerrten Zeitwahrnehmung unsererseits. Relativ zum Spielgeschehen waren wir uns relativ sicher, dass das Spiel bereits nach 72 Minuten vorbei war.“ (Bericht: M. Wilde)
Tore: 1:0 Steinhäuser (7.); 1:1 Meier (38.); 1:2 Reich (52.); 1:3 Meier (72.)
Aufstellung: Salomon, Lukesch, Steinborn, Klein, Vitzthum, Reich (53./Hacker), Meier, Weiland, Eichelbrenner (78./Jülich), Heinemann, Hahn (78./Natt)