Im Land des Weltmeisters
Erfurt/Madrid/San Fernando de Henares – SC Fortuna Erfurt 96 auf „Friendship“-Tour in Madrid – Von spanischer Gastlichkeit und einer gemeinsamen Leidenschaft. Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien! Im Gegensatz zu Ex-Nationalspieler Andi Möller wussten die zwölf Fortunen in der vergangenen Woche, wohin die Reise gehen sollte. Ins Land des Weltmeisters, nur einen Torabstoß entfernt von Santiago Bernabeu und den großen Stars von Real Madrid. Der Plan: das erste internationale Freundschaftsspiel in der siebzehnjährigen Vereinsgeschichte des SC Fortuna Erfurt 96, neue Freundschaften und neue Blickwinkel auf die schönste Nebensache der Welt.
Aber der Reihe nach: Wie kommt eine Mannschaft aus der 1. Kreisklasse zu einer Freundschaftsspielreise nach Madrid? – Alles begann mit zwei fußballbegeisterten Gaststudenten, die sich im September 2012 zum Probetraining beim SC Fortuna meldeten. Der eine Spanier, der andere US-Amerikaner. Die Chemie stimmte sofort und anfängliche sprachliche Barrieren wurden binnen kürzester Zeit überwunden. Aus Mitspielern wurden Freunde und so reifte bald vor allem die Idee, ein Freundschaftsspiel in Spanien zu absolvieren. Einige Wochen später, Sportfreund Francisco Alcala-Pintado war inzwischen prüfungsbedingt nach Madrid zurückgekehrt, bot sich die Gelegenheit die Theorie in die Praxis umzusetzen.
Unter dem Motto „Friendship“ machten sich am Morgen des 4. Juli 2013 schließlich zwölf Fortunen auf, um Vereinsgeschichte zu schreiben. Fünf Tage Spanien und das erste internationale Freundschaftsspiel. Außerdem auf dem Programm: die Metropole Madrid und selbstverständlich das ehrwürdige „Estadio Santiago Bernabeu“.
Nach ausgedehntem Sightseeing, bei dem sich Sportfreund Alcala-Pintado als eifriger Fremdenführer betätigte, stand am Samstag endlich das ersehnte Testspiel gegen die Mannschaft aus San Fernando de Henares auf dem Programm. Bei tropischen Temperaturen um 39°C unterlag die weitgereiste Fortuna leistungsgerecht 5:1 gegen einen immer fairen, aber eben auch mit ehemaligen Jugendspielern der „Königlichen“ gespickten Gegner. Viel wichtiger als das Ergebnis, bei dem der Torschützenkönig der hiesigen 1. Kreisklasse Süd Alexander Schatz den Ehrentreffer für die Erfurter erzielte, war die unglaubliche Gastfreundschaft, die dieses Freundschaftsspiel umwehte. Empfangen wurden die Fortunen nicht nur von Freunden und Verwandten des Gegners, sondern vor allem von einem Transparent, das die Reise nach Spanien nicht treffender hätte umschreiben können: „Madrid und Erfurt – Zusammen für eine Begeisterung! Der Fußball“. Die schönste Nebensache der Welt, für den SC Fortuna Erfurt der Schlüssel zu einem kleinen Stückchen spanisch-deutscher Völkerverständigung. Der Sport und im speziellen Fall der Fußball als internationale Sprache, die letztlich fast jede sprachliche Barriere überwindet.
Mit dem Abpfiff war der Tag jedoch keineswegs vorbei. Im Gegenteil, was folgte war die berühmte dritte Halbzeit, aber eben auf spanisch. Mit circa 40 Personen, die noch drei Tage zuvor keinen blassen Schimmer von einander hatten, wurde an einer langen Tafel mitten in der Fußgängerzone bis spät in die Nacht gefeiert.
Am späten Montagabend endete schließlich auch für die Fortuna die „Friendship“-Tour 2013 Ein rundum gelungenes Wochenende, mit neuen Freunden, unglaublicher Gastfreundlichkeit und einer gemeinsamen Leidenschaft, die am Ende völlig fremde Sportler aus zwei Staaten zusammenbrachte. So oder so ähnlich hatte sich das Pierre de Coubertin sicherlich gedacht, als er 1896 die Olympischen Spiele wiederbelebte.
Besonders zu erwähnen ist Sportfreund Fran, der immer der letzte war, der ins Bett ging und am Morgen immer der erste der für die Mannschaft da war, um den 96ern seine Madrider Heimat zu zeigen oder einfach nur zur Seite zu stehen.
Vielen Dank Spanien für deine Offenheit und Gastlichkeit!