16. Spieltag: Krampf statt Kampf
Der 16. Spieltag der ersten Kreisklasse hielt für den geneigten Fortunafan ein besonderes Schmankerl bereit. Nicht nur, dass nun endlich mal auf einem, wenn auch mit „Gesperrt“ beschrifteten Rasenplatz gespielt wurde, nein, es spielte auch der Zweite als Gastgeber gegen den Tabellenführer als Gast. Die Fortunen hatten sich heimlich, still und leise einen 6 Punkte Vorsprung erarbeitet. Weitere drei Punkte sollten hinzukommen. Auch so etwas sieht man selten. Ein Neun-Punkte-Spiel.
Es waren wieder ebenso zahlreiche wie interessierte Zuseher ins Rund geströmt, die Kampfbahn war gerichtet, Schiedsrichter Klein pfiff an. Fußballzeit.
Fortuna hatte Anstoß und legte auch gleich los. Die Anfangsphase des Spiels gestaltete sich ausgeglichen. So staffetierte der Ball hüben wie drüben gut durch die jeweiligen Reihen. Der erfahrene und leidgeprüfte Zuseher konnte allerdings schon jetzt eine gewisse Unsicherheit, ja fast Angst vor dem eigenen Mut bei der Fortuna erkennen. Das sonst so schnelle und präzise Spiel der Umbreit Eleven wirkte eher statisch gegen die immer am Mann stehenden Lokisten. Schatz, welcher alleine schon mehr Tore auf der Habenseite hat, als der HSV, wartete auf Bälle, die nicht kamen, lief vor und zurück, jedoch aus dem Mittelfeld der Fortuna kamen dieses mal keine zündenden Ideen.
So war es ein Leichtes für die gut verteidigenden Lokisten, der Fortuna Einhalt zu gebieten. Selbst im Angriff konnten sie Nadelstiche setzen. So muss Natt in der 11. Minute Kopf und Kragen riskieren, um einen Rückstand zu vermeiden. Dabei erfand er sogar eine neue Abwehrfigur. Den eingesprungenen Natthechtkrabbler.
Noch stand die Abwehr um Alcalo Pintado, Klein, Lukesch aber lange konnte das nicht gut gehen. Ging es auch nicht. In der 32. Minute vollendete mein Namensvetter John einen 11 Meter zur Führung und zum 1:0. Er fand noch Zeit, Natt auszugucken und den Ball flach links einzunetzen. Dem voran gegangen war ein völlig überflüssiges Foul im Strafraum. Der Ball befand sich zum Foulzeitpunkt gefühlt bereits im Aus.
Als wäre es so etwas wie ein Todesstoß und nicht nur ein Rückstand, lief nun erst recht nichts mehr bei den Mannen in Blau. Wie sagte einst schon der Breitner Paul? Die anderen hatten die Hosen voll. Bei mir lief es ganz flüssig.
Flüssig lief es zunächst nur bei Lok und so war es wiederum John, der dieses Mal mit viel Fortune den 2:0 Pausenstand eine Minute vor selbiger herstellte. Völlig alleine gelassen hastet der zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon gar nicht mehr lauffähige Natt Stürmer und Ball entgegen, schafft es gerade noch so vor John. Ein weiteres Sprichwort besagt: Hast du Stoffwechselendprodukt am Schuh, hast du Stoffwechselendprodukt am Schuh. So trifft Natt beim Abwehrversuch nur John, von dessen Fuß der Ball ins Tor lupft. 2:0.
Halbzeitfazit: Verdienter Rückstand. Gegen einen sehr gut aufgelegten Gegner fiel den 96ern nichts ein, um sich aus deren Umklammerung zu befreien. Da musste noch einiges kommen. Unter anderem ein, extra nach ihm benanntes Umbreithimmelherrgottsakrazemuch-Donnerwetter. Auch bekannt als: übliche Halbzeitansprache.
Natt musste verletzt ausgewechselt werden. Ein Muskel an einer Stelle, die ich hier aus …ähhh.. Gründen nicht beschreibe, machte zu und er litt unter starken Schmerzen. Für ihn kam der alte Mann und das Tor, nein, ins Tor. Routinier Koch schnürte die Töppen. Um im literarisch angehauchten Bild zu bleiben, Kapitän Ahab jagte den weißen Ball.
Als hätte die übliche Halbzeitansprache nicht nur in den Ohren, sondern auch den Füßen Spuren hinterlassen, kamen die Mannen der Fortuna nun mit breiter schmaler Brust zurück auf das Feld. Und dann plötzlich keimte das auf, was man nicht nur in einem Stadion als Hoffnung bezeichnet.
Ein endlich mal schneller Pass von Hess auf Schatz. Der sprintet, was das Zeug hält und hält seinen Fuß noch entscheidend unter den Ball und von dort hüpft er ins Tor. Also der Ball. Nicht Schatz. Es stand nur noch 2:1 und es waren erst 55 Minuten gespielt. Also noch genug Zeit, das Spiel zu drehen und die neun Punkte mitzunehmen. Was jetzt kam, waren die schönsten zehn Minuten im Spiel. Jedenfalls, wenn man Fortuna-Fan ist.
Nur kurz darauf trifft der Ball im gegnerischen Strafraum den Kopf von Schatz. Letzterer ist aber von dem, eher zufällig dort gelandeten, Spielgerät derart überrascht, dass er selbiges nicht mehr drücken kann. Das hätte es sein können. Ich persönlich erlebte dabei eine Ãœberraschung. Blöde Zigarette, gepaart mit Wind…
Doch das sollten auch schon die druckvollsten zehn Minuten gewesen sein. Leider verlegten sich die 96er wieder auf ihr statisches Spiel. So kam was kommen musste.
In der 65. Minute haben elf 96er die Chance, den Ball aus dem eigenen Strafraum zu bekommen. Sei es mittels Befreiungsschlag, sei es mittels Kopfball oder einfach irgendwie. Stattdessen schaffen sie es gefühlte fünf Minuten nicht, entscheidend gegen den Ball zu hauen und Elstner dachte sich „Wetten dass“ ich den reinmache? Und er gewann die Wette. 3:1 und noch kein Ende in Sicht.
Ein paar Chancen kamen noch, leider alle nicht zwingend oder gar abschließend. So ging es mit einem 3:1 zurück nach Hause und von der Kampfbahn. Nichts mit Love me Tender…
Fazit: Die Lok Reserve, intern wohl Tender genannt, hatte das, was die Fortuna über die komplette Spielzeit, mit Ausnahme der besagten 10 Minuten, vermissen ließ. Den unbedingten Willen zu siegen, darum zu kämpfen. Lok spielte gut, aber mit ein paar schnellen Pässen wären selbst sie schlagbar gewesen, die eigene große Zügigkeit ausnutzen. Aber gegen die beeindruckende mannschaftliche Geschlossenheit und den Körpereinsatz der Tender, hatten die Mannen in Blau heute nichts entgegen zu setzen. Noch sind es drei Punkte. Also weiterhin Spitzenreiter und auch immer noch Lok II-Besieger-Besieger. Aber die Angst muss raus aus euren Köpfen. Spielt so unbeschwert wie früher, dann kann euch keiner schlagen. Denkt nicht mehr an den Aufstieg. Erspielt ihn einfach. Und keine Angst vor der eigenen Courage. Ich glaube fest an euch. (Bericht: Martin Wilde)
Tore: 1:0 John (32./FSS), 2:0 John (44.), 2:1 Schatz (55.), 3:1 Elstner (65.)
Aufstellung: Natt (46./Koch) – Vitzthum, Alcala-Pintado, Lukesch – Klein – Jülich, Weiland (MK), Mühlberger, Meier – Heß (55./Heinemann), Schatz