1. Spieltag: Eine neue Liga ist wie ein neues Leben
Salomonsborn, 30.08.2015, SC Fortuna Erfurt 96 – SV Ollendorf 1927 – Wie sang einst Jürgen Marcus so schön und schnulzig? Eine neue Liga ist wie ein neues Leben, Schananananana. So war die Zeit gekommen, da die Fortuna und die Fans Neuland betreten durften. Aus einer Klassemannschaft ist im letzten Jahr eine Ligamannschaft geworden, neue Herausforderungen warteten.
Der erste Spieltag der Kreisliga Erfurt/Sömmerda stand an. Alle waren voller Spannung und Erwartung, was nach dem hart erarbeiteten Aufstieg nun wohl kommen sollte.
Zu Gast war der Sportverein aus Ollendorf. Ein Gegner, mit dem man schon das ein oder andere Mal freundschaftlich die Klingen gekreuzt hatte, nie jedoch ein Pflichtspiel absolvierte. Aber irgendwann ist immer das erste mal. Wie sagte einst schon Franz Beckenbauer? Auf ein Neues!
Doch zunächst sollte alles beim Alten bleiben. Der Rasen auf dem Center Court in Salomonsborn war wieder grün und saftig, die Linien waren gezogen, die Sonne brannte, kurzum, die Zeit war reif, es konnte los gehen. Neu war jedoch, dass diesmal zwei Assistenten die Linien hoch und runter liefen, um zu schauen, ob auch alles mit rechten Dingen zuging. Schiedsrichter Bergmann, der, wie sein Name schon vermuten lässt, italienische Wurzeln hat, wurde unterstützt von Mühler und Pszarski.
Was in jeder Liga, ja selbst im Pokal, immer gleich ist, ist, dass das Spiel mit einem Pfiff beginnt. Es war Fußballzeit.
Ollendorf, in Rot Weiß spielend, machte gleich klar, wer hier schon länger in der Liga ist und begann druckvoll. So kann eine scharfe Hereingabe in der ersten Minute gerade noch so von Natt abgefangen werden. Als wären die Mannen um Arnd Umbreit zwar auf dem Platz, nicht aber in der Liga angekommen, stürmte zunächst nur eine Mannschaft und wurde dafür auch schnell belohnt.
In der 4. Minute geht der Ball am Fortunenstrafraum verloren, ein Ollendorfer findet ihn aber recht schnell wieder und bringt ihn flach von rechts vor das Tor von Natt. Dort lauerten bereits mehrere Beine und eines davon gehörte Berganha, der das Lederige über die Linie drückt und so stand es 0:1. Ein Fehlstart nach Maß für die 96er.
Und Ollendorf wollte mehr. Die ersten 15 Minuten gehörten klar ihnen. Auch wenn Zeit in Wahrheit niemandem gehört, außer man nimmt sie sich, aber ich schweife ab. Irgendwie schienen die Mannen in Blau Respekt vor der Liga und dem Gegner zu haben. Ein ums andere Mal rannten sie auf das Tor der Fortuna zu, wurden jedoch rechtzeitig gestoppt.
Doch dann ging ruckartig ein Ruck durch die Mannschaft. Sie müssen sich plötzlich gesagt haben, es ist nicht nur Jacke wie Hose, sondern auch Klasse wie Liga. So nahmen sie das Herz aus der Hose (oder der Jacke, ist ja Jacke wie Hose) und begannen zu spielen.
So wird Schatz geschickt von Heinemann in Richtung Tor geschickt, jedoch war Wagner hier noch auf der Hut und zur Stelle.
Aber nur kurz darauf war Sehenswertes zu sehen. Weiland setzt sich bewundernswert über rechts durch, tankt sich durch die generische Abwehr, passt in die Mitte des Fünf-Meter-Raumes auf Schatz und der macht, was er am besten kann. Ein TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR in der 17. Minute. Geschichte war geschrieben. Der Torschützenbeste der Kreisklasse fängt da an, wo er aufgehört hat. Das erste Kreisligator war gefallen. Jubel, Trubel und natürlich Heiterkeit.
Nun waren die 96er richtig im Spiel und die Chancen wurden besser und besser. So taucht Meier nach Kopfballverlängerung von Schatz vor dem Tor auf, verzieht aber leider etwas. Dass Schatz auch Vorlagen kann bewies er in der 25. Minute, als er auf Steinborn zurück gab, selbiger aber leider kein Glück hatte.
Die Abwehr um Hoyer, Klein, Lukesch und Vitzthum stand sicher. Insbesondere Hoyer räumte ab, was abzuräumen war. Das war schön anzusehender Fußball. Doch dann kam ein weiteres Novum. Eine Trinkpause, die die Fans natürlich dankbar annahmen und sich ein Bier, oder im Falle der Anwesenden Schwangeren, eine Brause holten.
Danach war zwar wieder Wasser in den Spielern, die dadurch verdrängte Luft allerdings nicht nur aus den Blasen, sondern auch aus dem Spiel raus. Schatz schickt Weiland zwar noch einmal nach einem rasant vorgetragenen Angriff per Pass auf die Reise, jedoch war der Winkel für ihn zu spitz, dass er Zählbares daraus machen konnte. Und so ging es mit einem Unentschieden in die Halbzeit und zum:
Halbzeitfazit: Gerechtes Unentschieden. Ollendorf begann druckvoll, die Umbreit Eleven verpassten völlig die Anfangsphase des Spieles. Nachdem aber alle kapiert hatten, dass es hier zwar körperlicher zur Sache ging, jedoch auch in der Kreisliga nur mit Wasser gekocht wird, kam der SC immer besser ins Spiel hinein. Eine kleine Randanekdote sei mir noch erlaubt und als Lob in Richtung Gegner gemeint. Scheinbar steigt mit der Qualität der Liga auch die Qualität der mitgereisten Fans. Selbige waren nämlich witzig und sympathisch.
Noch waren 45 Minuten zu spielen und Bergmann lies seine Pfeife erneut ertönen um die Mannschaften wieder auf den Platz zur rufen und zum Weiterspielen zu animieren. Selbiges gelang ihm auch hervorragend und es ging weiter.
Als hätte die Abkühlung in der Kabine dem SV neue Kraft verliehen, setzten sie die 96er sofort gehörig unter Druck. Das Spiel wurde, nun sagen wir vorsichtig, körperlicher. Angriffswelle um Angriffswelle brandete auf das Tor von Natt zu und so musste er sich in der 65. Minute als echter Torwarttitan beweisen, als er einen Schuss aus 16 Metern klasse parierte.
Allerdings sah es von außen auch so aus, als hätte die Fortunenabwehr die Lage im Griff. Wirklich Gefährliches kam, auch dank Hoyer nicht dabei heraus. Auch Mühlberger passte hinten mit auf und erwies das ein oder andere mal, dass er nicht nur Bücher, sondern auch ein Spiel lesen kann. Es war, als lauerten die Fortunen im eigenen Rund auf Konterchancen. Die kamen zwar nicht, dafür aber in der 80. Minute ein Freistoß in zentraler Position.
Wie so oft läuft Freistoßgott Mühlberger an, spitzelt den Ball über die Mauer, Wagner kann den Ball nur abprallen lassen und Schatz steht da, wo ein Stürmer zu stehen hat und drischt den Ball in die Maschen. Tooooooooooooooooooooooooooooooooooor! 2:1, welches gleichbedeutend mit der Führung war und nun zu Trubel, Heiterkeit und Jubel auf den Rängen führte. (über die Reihenfolge wurde natürlich demokratisch abgestimmt.)
Ollendorf rannte in der Schlussphase des Spiels wütend gegen die drohende Niederlage an. Aber auch eine Ecke in der allerletzten Spielminute brachte kein Tor und so war das Spiel: AUS! AUS! DAS SPIEL WAR AUS! Fortuna ist Sieger!
Was mich zum Fazit kommen lässt: Wichtiger Sieg, hart erkämpft und technisch gut erspielt. Man sah von außen, dass da etwas zusammengewachsen ist, was zusammen gehört. Alle für einen, einer für alle. Die ersten drei Punkte zum Klassenerhalt sind eingefahren, ihr seid in der Liga angekommen, welche beileibe kein Alltag für euch ist. Weiter so Jungs! Kämpfen, spielen und siegen. Das war, trotzdem es in der Liga passierte, einfach Klasse!
Tore: 0:1 Berganha (4.), 1:1 Schatz (17.), 2:1 Schatz (87.)
Aufstellung: Natt – Lukesch, Hoyer, Vitzthum – Klein – Weiland, Steinborn (MK), Mühlberger, Heinemann (67./Heinze) – Meier (87./Hahn), Schatz