4. Spieltag: Kunstrasen o. Rasenkunst, das war hier die Frage
Am 4. Spieltag der Kreisliga Erfurt Sömmerda stand für die Fortunen ein Auswärtsspiel bei der Spielvereinigung Eintracht Erfurt an. Der Kunstrasen am Wustrower Weg war besandet, die Tore waren an der richtigen Seite des Spielfeldes angebracht, die Mannschaften versammelt, es konnte los gehen. Hauptsächlich auch deshalb, weil sowohl Schiedsrichter Hofmann als auch seine Assistenten Bertram und Albrecht den Weg ins Rund gefunden hatten.
Die Fortunen mussten auf den verletzten Mühlberger und den gesperrten Schatz verzichten, dafür war Alcala Pintado wieder anwesend, jedoch nur hinter der Seitenlinie. Auch Stammtorhüter Natt, welcher statt dem Ball nachzujagen, selbiges nun mit unschuldigen Kängurus macht, fehlte. Dafür stand mit Koch aber eine Legende des Erfurter Fussballs im Kasten der Blauen.
Zugegebenermaßen war ich heute etwas besorgt ins weite Rund geströmt. Kurz zuvor hatte ich vernommen, dass in der Bundesliga ein Trainer nach fünf Niederlagen in Folge hingeworfen hatte. Wie ging Umbreit mit drei Siegen in Folge um? War er immer noch Trainer? Erleichtert stellte ich beim Aussteigen aus dem Auto und nach kurzem Hören in Richtung Trainerbank fest, er ist noch da und so war wieder einmal Fußballzeit.
Die Eintracht in Rot spielend hatte Anstoß. Nun muss man den Mannen um Arnd Umbreit eins lassen. Sie sind kreativ und einfallsreich. Sie erfanden aus dem Stand eine gänzlich neue Spielweise, die sich bestimmt bald auch bis zur Bundesliga durchsetzen wird. Das so genannte OMGen. Denn der Anstoß sollte für lange Zeit das einzige Hochlicht dieses Spiels bleiben und die mitgereisten Fans riefen quasi minütlich OMG.
Immer und immer wieder versuchten sie es über die Mitte der Eintracht-Abwehr, die hervorragend stand. Weiland und Heinze rannten sich rechts und links des Spielfeldes einen Wolf, ohne dass das Spielgerät zu ihnen gespielt wurde. Irgendwie bekam man von außen den Eindruck, dass sie die Außenseiten des Platzes schonen wollten.
Zum Glück kam jedoch vom Gegner auch sehr wenig, sie tauchten nur zwei mal gefährlich vor Koch auf, dieser legendierte allerdings perfekt.
So breiten wir denn den Mantel des Schweigens über diese 45. Minuten, denn wo Schweigen Gold ist, ist Reden manchmal weniger wert.
Halbzeitfazit: Ein Hochlicht habe ich tatsächlich vergessen. Der Kassierer der Eintracht kam in der 15. Minute mit einer sensationellen Nachricht daher. Er hat früher mit Arnd Umbreit zusammen Erfurter Fussball gespielt und er eröffnete, dass Arnd früher viel ruhiger war. Unglaublich! Und das soll erst wenige Jahrzehnte her sein. Verwundertes Kopfschütteln und Unglauben unter den Fans. Mit dem Fußball konnte es eigentlich nur besser werden, schlechter hatte bis dato nur der HSV in der abgelaufenen Saison gespielt.
Als hätten sie neuen Mut gefasst, besannen sich die Fortunen nun wieder auf ihre alten Qualitäten. Und damit ist nicht der Co-Trainer gemeint. Klein passt auf Haage, dieser zu Meier, jener schießt aber drüber.
Danach kommt die Eintracht zu einer Torchance, die jedoch verstolpert wird. Ach, was soll ich um den heißen Brei herum reden. Um es kurz zu machen: das OMGen ging weiter. Zum Glück jedoch auf beiden Seiten, denn ich vernahm die die Buchstaben auch immer häufiger auf der gegnerischen Seite.
Das blieb auch so, bis zur 60. Minute. Als sich alle schon mit einem verdienten 0:0 abgefunden hatten, drehte die Spielvereinigung doch noch einmal auf und erobert den Ball, während sich die Fortuna im Vorwärtsgang befand. Was folgte war ein klassischer Konter und Hofmann fegt über den Platz und netzt flach und unhaltbar zur 1:0 Führung ein. Weder Jubel, noch Trubel, noch Heiterkeit an der Seitenlinie. Der erste wirklich konsequent vorgebrachte Angriff führte auch gleich zum Erfolg. Eine schwarze Katze stahl sich unauffällig aus dem Bild. Letzteres mutete dem Fortunen Fan zunächst noch seltsam an.
Wer sich schon länger mit der Fortuna beschäftigt, erlangt außer grauen Haaren auch die Erkenntnis, dass die Mannschaft oft eben einen solchen Wachmacher benötigt, um sich zurück zu kämpfen.
Immerhin begannen sie nun zu kämpfen. Klein rennt, Hoyer wehrt ab, Jülich wuselt, Hahn tut es ihm nach, Lukesch verteilt die Bälle. Auch Neuzugang Dehling machte eine sehr gute Figur in seinem Debüt als Mann in Blau. Aber etwas fehlte allen leider. Die Präzision.
Das Spiel neigte sich so langsam dem Ende entgegen und niemand glaubte mehr an eine Wende. Immerhin war die letzte ja bereits 25 Jahre her.
Doch dann passierte Unglaubliches. Ja etwas, was 1000 OMGs vergessen lies und dazu führte, dass über dieses Spiel noch in 100 Jahren gesprochen wird.
Zunächst wiederholte sich das Geschehen. Ich bin mir sicher, irgendjemand hat etwas an der Matrix gemacht denn plötzlich drehte die Spielvereinigung doch noch einmal auf und erobert den Ball, während sich die Fortuna im Vorwärtsgang befand. Was folgte war ein klassischer Konter und Hofmann fegt über den Platz und netzt flach und unhaltbar zur 2:0 Führung ein. Weder Jubel, noch Trubel, noch Heiterkeit an der Seitenlinie. Der zweite wirklich konsequent vorgebrachte Angriff führte auch gleich zum Erfolg. Eine schwarze Katze stahl sich unauffällig aus dem Bild. Blödes Mistv…. Steckten die Fortunen nun den reichlich vorhandenen Sand in den Kopf? Weit gefehlt!
Ein Grund, warum die Zuseher dem Kassierer nicht glaubten, waren die letzten fünf Minuten des Spiels. Umbreit wurde laut und lauter und vom Schall getragen drehten auch die Fortunen auf.
Das Spiel setzte sich mit einem Anstoß fort, selbiger kommt zu Heinemann, der den Ball von links in den Strafraum schlägt, Hahn kommt heran gerauscht und markiert nur eine Minute nach dem 2:0 in der 86. Minute das 2:1. Tooooooooooooooooooooooooooooooor gefolgt von Trubel, Jubel und Heiterkeit.
Es keimte nun doch noch so etwas wie Hoffnung auf, dass die erste Saisonniederlage noch verhindert werden konnte, denn plötzlich drückten die Fortunen, wie sie es bisher noch nicht gemacht hatten.
Was soll ich es länger spannend machen. Sie wurden belohnt. In der zweiten Minute der Nachspielzeit kommt der Ball wieder zu Heinemann, der schickt ihn diesmal zu Haage und jener trifft zum 2:2 Ausgleich! Toooooooooooor!!!! Die Heiterkeit, der Jubel und der Trubel kannten keine Grenzen mehr. Sensationell! Innerhalb von sieben Minuten zwei Tore, so etwas gelingt sonst nur einem Lewandowski.
Ohne noch einmal anstoßen zu lassen pfiff Hofmann ein Spiel ab, dessen letzte 10 Minuten in die Geschichte des Erfurter Fussballs eingehen werden und die machten, dass sich der horrende Eintritt von einem Euro am Ende doch bezahlt gemacht hat.
Fazit: Oh mein Gott, was für ein Spiel. Aber immer kann man nicht schön spielen und zaubern, Manchmal muss man auch dreckige Punkte machen. Kunstrasen führt nicht immer zu Kunst auf dem Rasen. Insgesamt ein sehr verdientes Unentschieden, da diese Partie nicht wirklich einen Sieger verdient hatte. Hochachtung vor dem Kampfgeist und dem Sand nicht in den Kopf stecken. Ungeschlagen auf dem Weg Richtung Klassenerhalt. Arnd Umbreits Worte auf der Abschlusspressekonferenz waren übrigens: „Mir ist zu Ohren gekommen, ich sei in der Vergangenheit ruhiger gewesen. Ich streite dieses hiermit vehement ab! Ich habe fertig!“
Tore: 1:0 Hofmann (60.); 2:0 Hofmann (85.); 2:1 Hahn (86.); 2:2 Haage (90+2)
Aufstellung: Koch; Lukesch; Jülich; Meier (57./Hahn); Steinborn; Klein; Haage; Hoyer; Weiland; Heinemann; Heinze (66./Dehling)